Zum Tod von Juliette Gréco

"Eine unglaublich kraftvolle Ausstrahlung"

12:19 Minuten
Porträt von Juliet Gréco 1965 in London.
Wurde auch international bekannt: die französische Chanson-Sängerin Juliette Gréco, hier 1965 in London. © Getty Images / Keystone-France
Susanne Wachs im Gespräch mit Mascha Drost · 24.09.2020
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Die Grande Dame des Chansons hat sich endgültig verabschiedet: Juliette Gréco ist mit 93 Jahren gestorben. Musikjournalistin Susanne Wachs hat sie im Jahr 1999 getroffen - und ist noch heute angetan von Grécos Persönlichkeit.
Bei ihr hat das Publikum applaudiert, noch bevor sie auf die Bühne kam: Die französische Sängerin Juliette Gréco hatte noch im hohen Alter eine "unglaublich kraftvolle Ausstrahlung", sagt die Musikjournalistin Susanne Wachs, "kein Funke an Energie" sei damals verloren gegangen, als sie Gréco im Jahr 1999 auf der Bühne sah.
Dabei habe sie beim Interview danach ganz und gar nicht wie eine "Grande Dame" gewirkt, sondern so "nett und entspannt", dass sie Wachs die Nervosität genommen habe. Am Donnerstag ist Gréco im Alter von 93 Jahren gestorben.
Gréco, die als Muse der Existenzialisten galt, sei eine freie Persönlichkeit gewesen, eine Frau, die nie den Weg des geringsten Widerstandes gegangen sei. Gréco ist als junge Frau allein nach Paris gegangen, um Schauspielerin zu werden. Die Französin eröffnete einen Club und knüpfte Kontakte zur linken Szene und zu Künstlern. Jean-Paul Sartre, Gallionsfigur des Existenzialismus, brachte sie schließlich dazu, Chansons zu singen. Später schrieb er - zusammen mit anderen Autoren wie Albert Camus - Texte für sie. "Die Stimme passte in diese Zeit", sagt Wachs. "Sie war unaufgeregt und voller Kraft."

Einzigartiger Beitrag zum Chanson

Zwar sei Gréco in Frankreich sehr populär gewesen, doch anders als ihre Kolleginnen und Kollegen machte sie nicht mit Skandalen auf sich aufmerksam. "Sie hat dem Chanson was Eigenes gegeben, das nur sie zu bieten hatte", so Wachs.
In den vergangenen 20 Jahren habe sie mit jüngeren Künstlerinnen und Künstlern gearbeitet. "Das heißt, sie hat sich geöffnet, ohne sich zu verbiegen, ist ihrem Genre auch treu geblieben", sagt Wachs. "Und sie hat gewusst, wann der Zeitpunkt kommt, sich zu verabschieden, ohne dass es peinlich wird", sagt Wachs in Bezug auf das Musikbusiness.
(leg)

Uschi Brüning über Juliette Gréco:

Frankreich-Korrespondent Martin Bohne zum Tod von Juliette Gréco:

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