Zum Tod von Bertrand Tavernier

Leidenschaft für den Film schon als Teenager

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Bertrand Tavernier winkt mit der rechten Hand, im Hintergrund sind zahlreiche Menschen zu sehen.
Der Regisseur Bertrand Tavernier ließ sich auf kein Filmgenre beschränken. © picture alliance / Rocco Spaziani
Jörg Taszman im Gespräch mit Vladimir Balzer · 25.03.2021
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Als Teenager führte Bertrand Tavernier Buch über seine Lieblingsfilme. Später machte er seine Begeisterung zur Lebensaufgabe: Er wurde einer der bedeutendsten Regisseure des französischen Kinos. Nun ist der Franzose gestorben.
Bertrand Tavernier hat mehr als 50 Filme gedreht - darunter Krimis, Psychothriller, Historienfilme, Science Fiction, Satire, Dokumentationen. Und er hat mit Schauspielern und Schauspielerinnen wie Philippe Noiret, Harvey Keitel und Romy Scheider gearbeitet - und auch mit dem Regisseur Martin Scorsese. Am Donnerstag ist der Franzose ist mit 79 Jahren gestorben, wie das Filminstitut Lumière mit Sitz in Lyon mitteilte, dessen Präsident Tavernier war.
Die Bedeutung Taverniers zeige sich alleine schon in seiner Genrevielfalt, sagt Kulturjournalist Jörg Taszman. Darunter seien Titel wie "Ein Sonntag auf dem Lande" oder "Der Saustall" mit Philippe Noiret und Isabelle Huppert. Dann ein Film über einen Musiker "Round Midnight". Er drehte auch historische Filme, wie "D'Artagnans Tochter" mit Sophie Marceau, den realistischen Polizeifilm "Auf offener Straße" oder "Holy Lola", einen emotionalen Thriller über kinderlose französische Ehepaare, die nach Kambodscha reisen, um ein Kind zu adoptieren.

Ein Buch über seine Lieblingsfilme

Tavernier wurde in Lyon als Sohn des bekannten Schriftstellers René Tavernier geboren. Er kam im Alter von neun Jahren mit seinen Eltern nach Paris. Auf dem Gymnasium lernte er seinen Freund und ebenfalls späteren Regisseur Volker Schlöndorff kennen. Bereits mit 14 Jahren führte er genau Buch über seine Lieblingsfilme.
Als Erwachsener war er dann Filmkritiker und Presseagent, unter anderem von Stanley Kubrick. Nach einer Zeit wurde er Spezialist für Westernfilme, bis er als Filmassistent bei Jean-Pierre Melville im Film "Eva und der Priester" mitwirkte. Seinen ersten eigenen Spielfilm mit dem Titel "Der Uhrmacher von St. Paul" drehte Tavernier 1973 in seiner Geburtsstadt Lyon mit Philippe Noiret. Das Drama kam ein Jahr später in die Kinos und bekam auf der Berlinale einen Silbernen Bären und war Taverniers Durchbruch. Es erzählt die Geschichte eines jungen Paares, das einen Werkpolizisten erschossen hat.

Einsatz für das Filmerbe

Später habe sich Tavernier verstärkt für das Filmerbe eingesetzt, erklärt Journalist Jörg Taszman. Zeit seines restlichen Lebens habe er versucht, dieses zu erhalten und alte Filme zu restaurieren. Zudem habe er sich auch für Filmmusik interessiert. Er habe stundenlange Anekdoten über die französische Filmmusik erzählen können, sagt Taszman. "Der Mann hatte eine Leidenschaft für das Kino und für alles, was um das Kino herum war."
(sbd/dpa)

In unserer Filmsendung "Vollbild" sprachen wir außerdem mit der Filmkritikerin Anke Leweke über Tavernier:
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