Zum Tod des US-Malers Chuck Close

Meister der analogen Pixeltechnik

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Der US-amerikanische Maler Chuck Close.
Der US-amerikanische Maler Chuck Close. Seine Werke gehören zum Kanon der nordamerikanischen Kunst des 20. Jahrhunderts. © picture alliance / zz / Dennis Van Tine /STAR MAX / IPx
Elke Buhr im Gespräch mit Eckard Roelcke · 20.08.2021
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Chuck Close brachte Fotos nicht einfach nur auf die Leinwand, er verlieh ihnen etwas "Flirrendes", "Unheimliches", sagt Elke Buhr vom Kunstmagazin Monopol. Der US-Maler ist im Alter von 81 Jahren gestorben.
Gemalte Porträts, so groß wie Plakate, die aus der Nähe aus einer Unzahl von Punkten bestehen und aus der Ferne immer mehr an Schärfe und vor allem an Plastizität gewinnen. Mit diesen Arbeiten wurde Chuck Close berühmt. Jetzt ist der US-amerikanische Künstler im Alter von 81 Jahren gestorben.
Bei seinen Bildern denkt man sofort an digitale Pixel, doch seine Arbeitsweise war strikt analog, wie Elke Buhr, Chefredakteurin der Kunstzeitschrift Monopol, erklärt: Close übertrug Fotos in einem gitterförmigen Raster auf die Leinwand, eine Art "analoge Pixeltechnik". Er war "an der Schnittstelle zwischen dem digitalen und dem analogen Bild", so Buhr.

Reflexion über die Malerei an sich

Chuck Closes Arbeiten sind aber nicht einfach nur Fotos in ganz Groß, sie beinhalten auch "immer eine Reflexion über die Malerei an sich", so Buhr. Insofern wurde er auch eher mit Konzeptkünstlern wie Sol LeWitt verglichen als mit Fotorealisten seiner Zeit, die weniger konzeptuell arbeiteten als er.
Blick in eine seiner letzten Ausstellungen: Zwei überdimensionierte Porträts hängen in einer glanzvollen Kirche in Durham.
Eine seiner letzten Ausstellungen fand in der St.-Cuthbert-Kapelle am Ushaw-College in Durham statt.© picture alliance / empics | Owen Humphreys
Durch diese unterschiedliche Wirkung auf den Betrachter, je nachdem, wie nah dieser am Kunstwerk steht, entstehe eine Art Flirren, so Buhr, aber auch etwas Unheimliches. Zudem zeichneten sich die meisten seiner Porträts dadurch aus, dass die Models ziemlich cool und unbewegt gucken, "sodass man alles Mögliche hineininterpretieren könnte".

MeToo-Vorwürfe

Doch Chuck Close war auch umstritten. Einige Models beschuldigten ihn 2017/18, sie sprachlich sexuell belästigt zu haben. Seit 1988 war er in Folge eines geplatzten Blutgefäßes auf einen Rollstuhl angewiesen. Auf die Vorwürfe soll er geantwortet haben: Er habe nun einmal ein dreckiges Mundwerk und man sei schließlich erwachsen.
Ob er überhaupt richtig verstehen konnte, was man ihm vorwarf, ist dabei fraglich, wie Buhr erklärt. In den letzten Jahren seines Lebens litt Chuck Close an Demenz, im Anfangsstadium "ist es ja leider oft so, dass die betroffenen Personen ein bisschen die Impulskontrolle verlieren und auch sehr unfreundlich werden", zitiert Buhr seinen damaligen Neurologen.
Doch der Kunstbetrieb in den USA ließ das nicht gelten, eine große für 2018 in Washington geplante Retrospektive ihm zu Ehren wurde abgesagt und bis zum heutigen Tag nicht gezeigt, aber "vielleicht wird sich das ja jetzt wieder ändern, da er tot ist", so Buhr.
(ckr)
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