#MeToo im Kulturbetrieb

Skandale voller Klischees

06:46 Minuten
Die Volksbühne in Berlin auf einer Außenansicht.
Volksbühne in Berlin: Ein #MeToo-Skandal wirft Schatten auf ein progressives Haus. © imago-images / Christian Thiel
Esra Küçük im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 16.03.2021
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Wie kann es an einer Institution wie der Volksbühne zu einem #MeToo-Skandal kommen? Die Kulturmanagerin Esra Küçük über das Thema Gleichstellung am Theater und männliche Verhaltensweisen, die aus den 1970er-Jahren zu kommen scheinen.
Nach Vorwürfen des Fehlverhaltens gegenüber Frauen hat der Intendant der Berliner Volksbühne, Klaus Dörr, seinen Posten aufgegeben. Die Kulturmanagerin Esra Küçük macht vor dem Hintergrund dieses - noch ungeklärten - Falles auf eine echte Diskrepanz aufmerksam: Es sei erstaunlich, mit was für althergebrachten, eher in den 1970er- und 1980er-Jahren beheimateten Themen eine eigentlich fortschrittliche Institution wie das Theater es heute noch zu tun habe, sagt sie. Obwohl extrem viel im Kulturbereich passiere und es eine Modernitätsentwicklung gebe, gebe es zugleich Skandale, die antiquiert und klischeehaft anmuteten.
Nur weil auf der Bühne Themen wie #MeToo ins Licht gerückt würden, heiße das nicht, dass hinter der Bühne "alles in fluiden, paritätischen, nicht hierarchischen Strukturen stattfindet", sagt Küçük, die ehemals für das Maxim Gorki Theater gearbeitet hat. Sie selbst habe den Theaterbetrieb als sehr traditionell erlebt, berichtet die jetzige Geschäftsführerin der Allianz Kulturstiftung. Im Theater selbst arbeiteten im Schnitt rund 70 Prozent Männer, während das Publikum zu 70 Prozent aus Frauen bestehe. "Da gibt es noch einiges im Bereich Gleichstellung zu tun", betont sie. Notwendig sei eine Debatte über hierarchische Strukturen.

Beschwerde bei einer Vertrauensstelle

Die Berliner "taz" hatte berichtet, dass zehn Volksbühnen-Mitarbeiterinnen bei einer Vertrauensstelle Beschwerde wegen sexueller Belästigung und Gewalt gegen Dörr eingereicht hatten. Demnach soll dieser den Frauen unter anderem unangemessene SMS geschickt, sexistische Bemerkungen gemacht und Frauen im Gespräch erniedrigt und beleidigt haben. In einer Erklärung teilte Dörr mit, für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe übernehme er als Intendant der Volksbühne "die komplette Verantwortung".
(ahe)
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