Zum Tod des Jazzmusikers Wolfgang Schlüter

"Er hat auf dem Vibraphon erzählt"

Michael Laages im Gespräch mit Andreas Müller |
Der Vibraphonist Wolfgang Schlüter ist am 12. November — an seinem 85. Geburtstag — gestorben. Schlüter gehörte zu den wenigen deutschen Jazzern mit Weltruf. Er spielte 30 Jahre in der NDR Big Band und erfand mit Michael Naura und Peter Rühmkorf das Format "Lyrik & Jazz".
Schlüter stammte aus einer Artistenfamilie und wollte eigentlich Paukist werden. Doch eine Knieverletzung zerstörte diese Pläne und Schlüter sattelte auf das Vibraphon um, als spontan in einer Jazzband ein Ersatz gesucht wurde.
"Er ist immer ein extrem perkussiver Vibraphonist gewesen", sagt unser Musikkritiker Michael Laages. Schlüters Vorbilder waren zwei US-amerikanische Größen: Lionel Hampton und Milt Jackson. Doch er wollte stets eigenes schaffen, und das ist ihm mehr als gelungen, meint Michael Laages:
"Der hat auf dem Vibraphon erzählt, der hat Geschichten erzählt, der ist weit über die Grenzen des normalen Swing hinausgegangen, er hat später extrem avancierte Projekte mitgemacht. Sein Spektrum war viel breiter als das der genannten Swing-Vorbilder."
Boris Netsvetaev am Klavier und Wolfgang Schlüter am Vibrafon
Boris Netsvetaev am Klavier und Wolfgang Schlüter am Vibrafon© Deutschlandradio / Harald Rehmann

Im NDR-Archiv sind mehr als 1000 Titel von Schlüter

Mitte der 1960er-Jahre ging Schlüter zur NDR-Bigband. Das gab ihm zum einen finanzielle Sicherheit, zum anderen kreative Möglichkeiten: Zusammen mit Michael Naura hat er, berichtet Laages, "ein immenses Werk geschaffen", darunter Lyrik-Abende mit Wolf Wondratschek und mit Peter Rühmkorf.
Weit über 1000 Titel von ihm schlummern im NDR-Archiv, sagt Laages. Außerdem konnte sich Schlüter noch einen Traum erfüllen: Seine letzte Platte spielte er mit einem Quartett und einem Symphonieorchester ein. Das Album wollte er im kommenden Jahr live vorstellen.
Mehr zum Thema