Zum Tod des Jazzmusikers Chick Corea

"Diese Hände waren geschaffen für Klaviertasten"

11:43 Minuten
Die Schwarzweißfotografie zeigt einen Mann im T-Shirt mit grauem, weilligen Haar hinter einem E-Piano. Er hält beide Hände in die Höhe, die Handflächen zeigen wie zum Segen nach vorn.
Der US-amerikanische Jazzpianist Chick Corea bei einem Konzert in Madrid im Juli 2019 © picture alliance / NurPhoto | Oscar Gonzalez
Karl Lippegaus im Gespräch mit Mascha Drost · 12.02.2021
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"Er war in einer Überfülle von Musik zu Hause, und es strömte ihm nur so aus den Fingern", sagt der Musikjournalist Karl Lippegaus über den verstorbenen Jazzpianisten Chick Corea. Sein Wohlfühljazz habe auch Menschen fernab der Szene betört.
Wie nur noch wenige verkörperte er die Idee des Jazz, die ungemeine Spielfreude, die Suche nach neuen Formen und Formationen, die Lust am Experimentieren. Über 100 Alben hat Chick Corea eingespielt – mit verschiedensten Musikern, in verschiedensten Besetzungen. Gestern wurde bekannt, dass er mit 79 Jahren an einer seltenen Krebserkrankung gestorben ist.
Ende der 60er-Jahre feierte Corea zunächst Erfolge mit der Miles-Davis-Band, so auf den Alben "In a Silent Way" und Bitches Brew".
1971 gründete Corea zusammen Stanley Clarke, Joe Farrell, Airto Moreira und Flora Purim die Jazz-Formation Return to Forever.
"Er konnte wirklich mit jedem Musik machen, das war eine ganz besondere Gabe. Das unterscheidet ihn von seinem großen Kontrahenten Keith Jarrett wie Bach von Mozart", meint dazu Musikjournalist Karl Lippegaus. Corea sei ein Teamplayer gewesen.

Liebe zur ausschweifenden Melodie

Legendär sind dennoch seine Solo-Improvisationen am Klavier, die ihn seit den frühen 70ern bekannt und berühmt machten.
"Er war in einer Überfülle von Musik zu Hause, und es strömte ihm nur so aus den Fingern", sagt Lippegaus. Seine Hände seien einfach für die Klaviertasten geschaffen gewesen.
Corea war süditalienischer Abstammung und Autodidakt, der sich vieles selbst beigebracht hatte.
"Man spürt bei ihm sehr das Rhythmische, die Liebe zur ausschweifenden Melodie. Und das waren alles Dinge, die nach den Free-Jazz-Jahren wirklich etwas Neues waren", so Lippegaus.
Auch Leute, die nichts vom Jazz wussten, seien davon betört gewesen.
(huc)
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