Zum Tod des Clowns Oleg Popow

    Ein Held meiner Kindheit

    Popow blickt in voller Clownsmonitur und mit geschminktem Gesicht freundlich lächelnd in die Kamera.
    Blick in den Garderobenwagen: Der russische Clown und Pantomime Oleg Popov im April 2009 in Düsseldorf vor seinem Auftritt beim Grossen Russischen Staatscircus. © dpa / Horst Ossinger
    Von Gemma Pörzgen · 03.11.2016
    Ein Zirkusnachmittag mit dem russischen Clown Oleg Popow war ein unvergessliches Erlebnis im Kinderleben. Die in Moskau aufgewachsene Journalisten Gemma Pörzgen wird noch heute aufgeregt, wenn sie daran zurückdenkt. Doch der "Volkskünstler der Sowjetunion" hat sie auch enttäuscht.
    In der Sowjetunion war der Zirkus so etwas wie ein Akrobaten- und Clowntheater mit festen Häusern in allen Hauptstädten der Sowjetrepubliken, festem Ensemble, Live-Orchester und treuem Publikum.
    Karten für den Moskauer Zirkus zu ergattern, war etwas Besonderes und ein Zirkusnachmittag ein unvergessliches Erlebnis im Kinderleben.
    Popow war immer mehr als ein Pausenclown, er war einer der Stars der Vorstellung. Ein großartiger Mime, der als einfältiger "Iwanuschka" nicht nur Lacher erzeugte, sondern auch durch seine Melancholie berührte.
    Als kleines Mädchen saß ich einmal in der ersten Reihe und war ganz aufgeregt, als der von mir so geliebte Clown mich in eine seiner kleinen Parodien einband. Für meine kleine Schwester Mascha war nach seinen Auftritten immer schon klar, sie wollte auch Clown werden.

    Popow zog nach dem Ende der Sowjetunion nach Bayern

    Als Erwachsene bin ich dem großen Zirkus-Poeten Jahre später noch einmal in Berlin begegnet. Die sowjetische Zirkuswelt war da schon längst untergegangen, viele Akrobaten hatten ihre festen Arbeitsplätze verloren und suchten im Westen unter prekären Arbeitsbedingungen ihr Glück. Auch Popow war nach dem Ende der Sowjetunion nach Bayern gezogen und gab nur noch Gastspiele in der russischen Heimat.
    Unsere Begegnung war fern von dem, was mich einst an ihm begeisterte. Als Journalistin wollte ich mit Popow über Humor zwischen verschiedenen Welten sprechen und ein Interview führen, aber sein Interesse an so einem Gespräch war gering.
    Nun ist der weltberühmte Clown während einer Tournee in seiner Heimat gestorben. Einen kleinen Moment lang scheint für mich meine weit entfernte Kindheit wieder auf, die laute Schlagermusik des Orchesters, die fröhlichen Lacher im Zirkus und der Mann mit der großen roten Nase mitten im Scheinwerferlicht der Manege.
    Gemma Pörzgen wuchs in den 1960er Jahren als bundesdeutsches Kind in Moskau auf, weil ihr Vater dort als Journalist arbeitete. Heute ist sie freie Journalistin in Berlin mit Osteuropa-Schwerpunkt.

    Oleg Popow ist am Dienstagabend während einer Tournee im südrussischen Rostow am Don mit 86 Jahren gestorben. Oleg Konstantinowitsch Popow galt als einer der letzten Großen unter den Zirkusartisten. Nach seinen ersten Auftritten in der russischen Provinz kam er 1955 zum Moskauer Staatszirkus und wurde 1969 mit dem Titel "Volkskünstler der Sowjetunion" geehrt. Er verkörperte in der Manege die Figur des "Iwanuschka", einem Pendant zum deutschen Hans im Glück.

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