Die Chefredakteurin der Deutschen Welle, Ines Pohl, ist am 7. Juni Teilnehmerin einer öffentlichen Podiumsdiskussion am Institut Français in Berlin über "Sexismus im Frauenfußball" mit einem anschließenden Public Viewing des WM-Eröffnungsspiels Frankreich gegen Südkorea.
Die Vorurteile halten sich
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Obwohl das deutsche Fußballnationalteam der Frauen zweifacher Weltmeister ist und bei den Europameisterschaften sogar Rekordhalter, halten sich hartnäckig die Vorurteile gegenüber dem Frauenfußball, kritisiert die Journalistin Ines Pohl.
Es gebe immer noch brutale Vorurteile gegenüber dem Frauenfußball, sagt die Chefredakteurin der Deutschen Welle, Ines Pohl, im Deutschlandfunk Kultur. "Das ist immer noch ein Sport, der nicht wirklich ernst genommen wird." Der selbstironische Werbespot der DFB-Damen gefällt ihr deshalb sehr gut und verdeutliche die Probleme. Der Frauenfußball werde immer noch nicht als richtiger Wettkampf dargestellt, sondern oft noch als "Zickenkrieg" oder "Mädelsfußball", kritisiert die Journalistin.
Fehlender Anstand in der Männerwelt
Sexistische Einstellungen gebe es nicht nur gegenüber Spielerinnen, sondern auch gegenüber Kommentatorinnen und Schiedsrichterinnen, sagt Pohl. "Im Sport werden grundsätzlich Tür und Tor dafür geöffnet, Gefühle ungefiltert rauszulassen. Das ist einerseits das Schöne am Sport, aber andererseits werden manchmal dann zivilisatorische Fortschritte vergessen. Viele Sportarten sind männerdominiert und da gibt es dann das Phänomen des sich gegenseitig Hochschaukelns. Da geht mitunter ein gewisser Anstand verloren."
Neue Chancen im Internet
Pohl glaubt, dass das Internet dem Frauenfußball sehr hilft. "Die Sportlerinnen sind nicht mehr angewiesen auf Sendeanstalten, die ihnen Raum geben und Geld für die Berichterstattung ausgeben, sondern sie können zum Beispiel diesen Werbesport selber in die Welt senden." Dadurch entstünden neue Räume, Frauen könnten sich zusammen tun und stärker solidarisieren. "Da spüre ich schon eine große Veränderung." Pohl zeigte sich optimistisch, dass vor allem jüngere Frauen zur Veränderung beitrügen: "In den nächsten Wochen, während der WM, sollten wir das wild und bunt feiern."
Zu wenig Geld für den Frauenfußball
Dass dennoch das Interesse für die Frauen-WM viel geringer ist als für die Männer-WM, sei vor allem eine Frage des Geldes, sagt Pohl. "Bei den Männern ist einfach viel mehr Geld für das Marketing da, dementsprechend bekommen die auch mehr Sendeflächen und mehr Aufmerksamkeit." In Deutschland sei außerdem der Männerfußball viel etablierter, ganz anders als beispielsweise in den USA.
(rja)