Zum Holocaust-Gedenktag der Sinti und Roma

"Gemeinsames Gedenken ist immer ein Grund zur Hoffnung"

06:18 Minuten
Das Mahnmal für die im Holocaust ermordeten Sinti und Roma im Berliner Tiergarten.
Antiziganismus sei auch heute eine der stärksten Formen des Rassismus, sagt der Grünen-Politiker Romeo Franz. © Imago / Jürgen Ritter
Romeo Franz im Gespräch mit Marianne Allweis · 02.08.2020
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Der Rassismus gegen Sinti und Roma in Europa bekomme zu wenig Aufmerksamkeit, sagt der Grünen-Europa-Abgeordnete Romeo Franz. In der Pandemie würden sie wieder zu "Sündenböcken". Eine Gesellschaft, die friedvoll sein wolle, müsse Rassismus überwinden.
Erstmals nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs findet ein Europäischer Holocaust-Gedenktag für die Opfergruppe der Sinti und Roma statt.
Vertreter des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, des Zentralrates der Juden in Deutschland und der Evangelischen Kirche in Deutschland besuchten aus diesem Anlass gemeinsam die KZ-Gedenkstätte Auschwitz. Hier war am 2. August 1944 das sogenannte "Zigeunerfamilienlager Auschwitz" aufgelöst worden.

Bewusstsein noch nicht zufriedenstellend

500.000 Sinti und Roma sollen insgesamt während der NS-Zeit ums Leben gekommen sein - eine große Opfergruppe, die aber oft im Hintergrund bleibt.
Der Musiker und Grünen-Europa-Abgeordnete Romeo Franz sagt, das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Sinti und Roma sei nicht nicht wirklich zufriedenstellend. Er sei aber froh über das heutige erste gemeinsame Gedenken.
"Gedenken ist wichtig. Das ist immer ein Grund zur Hoffnung, wenn sich Menschen zusammenschließen und gemeinsam gedenken. Das ist ein gutes Zeichen", so Romeo Franz.

Antiziganismus seit Covid-19 angestiegen

Antiziganismus sei auch heute eine der stärksten Formen des Rassismus, den wir in Europa haben, so der Politiker. Dass Sinti und Roma als Problem bezeichnet würden, erlebe er auch im Europäischen Parlament: "Ich verwehre mich dagegen. Wir haben kein Roma-Sinti-Problem, wir haben ein Rassismus-Problem. Man muss tatsächlich den Fokus hier verändern."
In der Covid-19-Zeit sei der Antiziganismus noch einmal stark angestiegen, gerade auch in Osteuropa. Hier seien Menschen wieder in eine Situation gekommen, in der sie von Politikern und der Gesellschaft als Sündenböcke bezeichnet würden - "als Überbringer dieses Virus".
Der Aufschrei dagegen sei leider noch sehr leise. Diese Situation müsse man überwinden, wenn man als Gesellschaft friedvoll sein und Unterschiedlichkeiten akzeptieren möchte.
(huc)
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