Zuflucht in Budapest

Von Anat Kalman · 24.08.2008
Seit dem 17. Jahrhundert sind die Städte Buda und Pest Orte der Zuflucht. Zunächst kommen serbische Flüchtlinge, die aus dem Donauknie eine kleinserbische Enklave machen. Aber erst Budapest, vereint durch den Bau der Kettenbrücke, wird ein Magnet für alle, die auf eine bessere Zukunft hoffen.
Osteuropäische Juden fliehen vor Pogromen in das "Paradies der Toleranz", darunter die Familie des Schriftstellers Arthur Koestler. Nach den Friedensverträgen von Versailles strömen Schriftsteller, Maler und Musiker aus den neuen unabhängigen Nachbarstaaten ins mondäne Budapest mit seinen 500 Literaturcafés.

Der Ruf als Emigrantenstadt ist so dauerhaft und stark, dass noch 1939 viele polnische, kroatische und österreichische Juden vor den anrückenden Nazis ins faschistoide Budapest des Horthy-Regimes fliehen. Ein Irrtum, den viele mit dem Leben bezahlen. Denn von nun an verwandelt sich die Donaumetropole in die Stadt des braunen und roten Fluches "in eine aufgedunsene Fratze, die dem Mond gleich einen Hof hat", schreibt die Schriftstellerin Magda Szabo. Als sich der "Gulaschkommunismus" etabliert, wird die Stadt für "Auswanderer" aus der Sowjetunion, der DDR oder Rumänien attraktiv. 1999 kommen wiederum Serben auf der Flucht vor den NATO-Angriffen auf Rest-Jugoslawien.

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