Zoodirektorin Christina Geiger

„Es gibt herausragende Tierpersönlichkeiten“

36:21 Minuten
Das Bild zeigt die lächelnde Christina Geiger in einer Aussenaufnahme mit einem Zootier.
Die erste Frau auf dem Posten des Frankfurter Zoodirektors: Christina Geiger © SALOME ROESSLER LENS&LIGHT
Moderation: Tim Wiese · 13.05.2022
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In der Steppe Kasachstans hat die Tierärztin Christina Geiger sich für vom Aussterben bedrohte Antilopen eingesetzt, seit Kurzem ist sie Direktorin des Frankfurter Zoos. Dort führt sie das Erbe des großen Zoologen Bernhard Grzimek fort.
Wenn die Tierärztin Dr. Christina Geiger durch den Zoo in Frankfurt am Main geht, erkennen manche ihrer tierischen Patienten sie nicht mehr. Denn kürzlich hat sie die Zoo-Kluft mit Gummistiefeln, in der sie im Tierpark praktizierte, gegen ein Outfit getauscht, das einer Direktorin angemessen ist.
Christina Geiger ist die erste Frau auf dem Posten des Frankfurter Zoodirektors – ein Amt, das einst der legendäre Bernhard Grzimek innehatte. Tradition sei ihr wichtig, sagt Geiger, aber der Zoo müsse sich weiterentwickeln, Haltung und Präsentation der Tiere müssten zeitgemäßer werden.

Tiere mit Charakter

Und die rund 4500 Tiere in ihrem Zoo kennt sie aus ihrer Zeit als Veterinärin des Tierparks gut. Tiere hätten individuelle Charaktere, „es gibt immer mal wieder herausragende Tierpersönlichkeiten“. Wie Elvis, das Erdferkel oder ihr besonderer Liebling: das „unglaublich hässliche“ Hirscheber-Weibchen Reini.
Dennoch hält Christina Geiger es für notwendig, in Zoos Tiere in Gefangenschaft zu halten. Denn die persönliche Begegnung mit Tieren könne die Besuchenden viel mehr begeistern als die beste TV-Dokumentation. Und damit Bewusstsein schaffen für die Dringlichkeit von Artenschutz und der Erhaltung natürlicher Lebensräume.
Dazu müsse der 1858 gegründete Zoo Frankfurt ständig modernisiert werden, etwa durch naturnahere Gehege. Des Tierwohls wegen, aber auch um den Besuchenden die Zusammenhänge, in denen die Tiere in freier Wildbahn leben, anschaulicher zu machen. Etwa dadurch, dass verschiedene Tierarten im gleichen Gehege gehalten werden – sofern sie sich vertragen.

In wilder Jagd durch die Steppe

Um Artenschutz hat sich Christina Geiger auch schon in der Wildnis gekümmert: In Kasachstan erforschte sie die Wanderungen der vom Aussterben bedrohten Saiga-Antilope, damit passende Schutzgebiete ausgewiesen werden können. Dabei preschten die Forschenden „in wilder Jagd“ auf Motorrädern durch die Steppe, um Saigas mit Sendern zu versehen, die ihre Bewegungen dokumentieren.
Für Tiere hat sich Christina Geiger schon als Kind begeistert, zumal sie auf dem Lande aufwuchs und ihr Vater Biologe war. Als sie später Veterinärmedizin studierte, war ihr bald klar, dass sie sich auf Wild- und Zootiere spezialisieren wollte. Und so führte ihre Doktorarbeit sie in den Münchner Zoo: Dort erforschte sie, wie man Fische narkotisieren kann.
Auch als Zoodirektorin hilft Dr. Christina Geiger noch manchmal ärztlich aus, wenn Not am Tier ist. Einen Tag vor unserem Interview nähte sie bei einem ihrer tierischen Schutzbefohlenen eine Wunde.
(pag)
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