Ziellinie

Ankommen und Aufbrechen

Schatten einer Frau
Wohin des Weges: Ankunft oder Abfahrt? © picture alliance / dpa / Foto: Daniel Reinhardt
Von Uwe Golz · 27.11.2016
Laotse, der chinesische Philosoph und Begründer des Daoismus, erkannte bereits 600 Jahre vor Christi Geburt: "Ein guter Reisender hat keine festen Pläne und ist nicht erpicht darauf anzukommen." Ankommen bedeutet, da zu sein: an einem Ort, in einem Zustand, ein Ziel erreicht zu haben.
"Hoffen und Harren macht manche zum Narren", heißt es in den "Heroiden", einem Frühwerk des römischen Dichters Ovid. Seine Erkenntnis, die lange vor den Unwägbarkeiten des modernen Reisens entstand, bezieht sich dann auch auf die Zweisamkeit zwischen Mann und Frau – oder besser auf die Treulosigkeit ersterer und nicht so sehr auf die verspätete Ankunft von Zügen oder Flugzeugen. Und wer kennt das Gefühl nicht, auf eine geliebte Person zu warten, deren Ankunft herbeizusehnen.
Für die christliche Welt ist die Zeit des Ankommens, der Advent, eine Zeit der Vorbereitung auf die Geburt Jesu. Ein Umstand, der immer mehr in Vergessenheit gerät und durch Weihnachtsmärkte, Black Friday und den Weihnachtsmann verdrängt wird. Da wartet man ungeduldig auf die Ankunft der georderten Geschenke, Kinder auf die Ankunft von Nikolaus und Weihnachtsmann – die Banken auf das ausgegebene Geld.
Seinen Anfang nimmt alles mit der Geburt. Damit sind wir, von den Eltern sehnlichst erwartet, auf der Welt angekommen. Mit der Geburt beginnt der Kreislauf von Aufwachsen, Lernen, Ziele erreichen – im Leben ankommen. Und dann beginnt alles wieder von vorne: Ein ewiger Kreislauf mit den zwei Seiten einer Medaille. Ohne Verlassen keine Ankunft. Der österreichische Autor Gernot Candolini schrieb in "Im Labyrinth sich selbst entdecken":
Das Leben ist beständiges Gehen im Labyrinth.
Ankommen und Aufbrechen.
Zur Mitte finden und sie wieder verlassen.
Sich wenden müssen und immer weiter kommen.

Adventsrätsel

Folgende Künstler, Bands oder Orchester sollten Sie erkannt haben:
Glenn Miller: "Winter Wonderland"
Aretha Franklin: "Winter Wonderland"
Ella Fitzgerald: "Let It Snow"
Udo Jürgens: "Eisblumen"
Helene Fischer: "Maria durch ein Dornwald ging"
Otis Redding: "White Christmas"
Beach Boys: "Santa's Beard"


Dichterrätsel

AUFLÖSUNG:
1. "Frische Fahrt" nach "Zwielicht" von Joseph von Eichendorff
2. "Ich habe dich so lieb" von Joachim Ringelnatz
3. "Die Stadt" von Theodor Storm

Brillant oder Bullshit!? Das Wochenchaos

Schulz wollte ein großer Europäer werden und nun wechselt er doch nach Berlin, genauso wie ein Tannenbaum. Wehe jemand kritisiert die Kanzlerin während der besinnlichen Vorweihnachtszeit. Dabei würde sie gerne in Bayern so empfangen werden wie Ulli Hoeneß.

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