Die Yamato Drummers

Zwischen Vergangenheit und Moderne

05:25 Minuten
Die Yamato Drummers aus Japan
Die Yamato Drummers wollen das Leben feiern und den Moment auskosten. © Hiroshi Seo
Von Anja Röbekamp · 25.06.2023
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Japanische Tradition und eine Mischung zwischen Tanz und Athletik: Die Yamato Drummers haben mittlerweile in 54 Ländern gespielt – vor über acht Millionen Zuschauern. Das Ensemble spielt mit mehr als 35 Trommeln und ist das älteste dieser Art.
"Alle Energie im Inneren der Stäbe kommt aus dem Herzschlag. Wir denken immer an den Herzschlag, denn dessen Klang ist dem der Taiko ähnlich. Wir wollen mit diesem neuen Programm ‚Tenmei‘ die Energie der Menschen spüren.“

Masa Ogawa ist der künstlerische Leiter und Gründer von "Yamato - The Drummers of Japan". Zehn Männer und Frauen bilden das Ensemble, das mit über 30 traditionellen Taiko-Trommeln und weiteren  Instrumenten Vergangenheit und Moderne verbindet.

Zu sehen ist voller Körpereinsatz

Ihre Art, die Taikos zu spielen, ist eine Mischung zwischen Tanz und Athletik – zu sehen ist voller Körpereinsatz. Die Muskulatur der Virtuosen, aber auch einige Bewegungen erinnern an asiatische Kampfkunst.
Und das kommt nicht von ungefähr:

„Natürlich, wir machen keine Kämpfe mit Taikos. Aber, wenn wir vor den Trommeln stehen, wollen wir vielleicht für etwas gewinnen. Wir wollen unsere Energie aufwenden, um etwas zu öffnen. Wir wollen die Tür zur Zukunft öffnen, das ist im Budo auch so.“

Gekämpft wird nicht mit den Taikos, aber die jungen Männer auf der Bühne liefern sich schon mal einen Wettkampf, wer schneller oder lauter spielt. Oder wer die größere Trommel aufbieten kann.

Trommeln für die Fitness

Einige der Trommeln werden tatsächlich für die Fitness der Gruppe genutzt und wie Gewichte gestemmt. Natürlich nicht die größte von ihnen, die Odaiko. Die hat einen Durchmesser von 1,70 Metern und wiegt 500 Kilogramm. Die zu spielen braucht viel Kraft und Technik.

Auch das schnelle Spiel auf den kleineren Trommeln verbraucht Energie. Bei den zweistündigen Auftritten verlieren die Virtuosen bis zu drei Kilogramm an Gewicht! An Wochenenden stehen die Künstler sogar zweimal täglich zwei Stunden auf der Bühne.
Die Yamato Drummers aus Japan
Yamato lebt als Kollektiv.© Hiroshi Seo
Das braucht Konditionund so - beginnt der Tag für die Virtuosen jeden Morgen mit einem Zehn-Kilometer-Lauf.

„Für die Show brauchen wir Kraft, wir verausgaben uns dort. Außerdem bauen wir jedes Mal unsere Bühne auf und ab. Und wenn wir in die nächste Stadt fahren, packen wir dann das Equipment noch in den Laster.“

Das Ensemble lebt als Kollektiv

Yamato lebt als Kollektiv. Sie gehen gemeinsam schlafen, stehen zusammen auf und essen gemeinsam. Neben den sportlichen Aktivitäten üben sie bis zu zehn Stunden am Tag an ihren Instrumenten. Selbst die Trommelstöcke schnitzen die Mitglieder des Ensembles selbst.
Dafür braucht es neben Fitness auch Hingabe.
Das Training ist auch gut für die Motivation:

„Andernfalls könnten wir nicht auftreten. Und wir könnten die Motivation nicht aufrechterhalten. Wir brauchen ein gutes Körpergefühl und Spirit. Deshalb laufen wir jeden Tag.“

Die Gruppe ist eine Einheit - und entwickelt die Themen ihrer Shows gemeinsam. Mit dem Titel "Tenmei – Schicksal" wollen Yamato einmal mehr die Ursprünge mit dem Heute verbinden. Das ist ein Grundanliegen ihres musikalischen Schaffens.
Vor allem aber wollen sie das Leben feiern und den Moment auskosten.
Die Künstler*innen genießen es, nach drei Jahren Zwangspause durch die Coronapandemie endlich wieder durch die Welt zu reisen und ihr Publikum zu erobern. Um die Menschen berühren zu können, müssen sie eine Einheit werden.

Wir wollen den Geist oder die Seele der Menschen fühlen. Deshalb wollen wir uns zuerst in der Gemeinschaft spüren. Wir leben und essen zusammen, damit wir eine Einheit bilden. So finden wir unseren Sound und können uns vielleicht mit dem Publikum verbinden.

Masa Ogawa, künstlerischer Leiter und Gründer von Yamato

Das gelingt der Truppe auch mit dem kleinsten und leisesten Instrument auf der Bühne, der Chappa. Das ist eine japanische Zimbel.

Yamato kreiert eine eigene Welt

In diesem Moment wird die sportliche Seite der Show direkt sichtbar: Zwei Virtuosen wetteifern um die Gunst des Publikums. Sie werfen mit den Zimbeln auch die Töne des Instruments immer höher in die Luft, wie den Ball bei einem Tennisspiel.
Diese Flugbahn wird auch optisch eingefangen, weil die bronzene Chappa das Bühnenlicht reflektiert. Das ist nicht nur athletisch, das hat auch Poesie.

Yamato kreiert eine ganz eigene Welt:

„Es kommt aus alten Zeiten - und es ist hier. Wir nutzen das, und dann schaffen wir neue Traditionen für die Zukunft. Das ist unsere Vorstellung von Tradition.“
Die Yamato Drummers spielen vom 27. Juni bis 02. Juli in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, vom 4. bis 9. Juli im Deutschen Theater in München und vom 11. bis 16. Juli in der Philharmonie in Köln. 

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