World Wide View

Weltweit äußern sich Bürger zum Klimagipfel

Wasserdampf steigt am 11.02.2015 aus den Kühltürmen eines Braunkohlekraftwerkes in Jänschwalde (Brandenburg).
Was passiert beim nächsten UN-Klimagipfel (hier das Braunkohlekraftwerkes der Vattenfall AG in Jänschwalde)? © Patrick Pleul, dpa picture-alliance
Von Suzanne Krause · 10.06.2015
Können sich die Regierungen beim nächsten UN-Klimagipfel auf ein verpflichtendes Abkommen verständigen? Das bleibt fraglich. Die Bürger der Welt sind da offenbar weiter. Beim sogenannten World Wide View fordert eine große Mehrheit durchgreifende Maßnahmen gegen den Klimawandel.
In einem Videoclip kommen Teilnehmer des World Wide View zu Wort. Wie Neha Pahuja aus Indien:
"Wir sehen mehr und mehr Katastrophen, die mit dem Klimawandel zu tun haben. Die Menschen werden sich dessen immer bewusster."
Aishwarya Singh stammt aus Nepal:
"Die Bürgerbefragung war eine wunderbare Gelegenheit, über alle Kontinente hinweg zusammenzuarbeiten, damit unsere Stimmen beim Klimagipfel erhört werden."
Rea lebt in den Vereinigten Staaten:
"Ich bin jung und wünsche mir eine strahlende, hoffnungsvolle Zukunft. Mir ist es sehr wichtig, dass die ganze Welt sich gemeinsam für einen besseren Schutz der Umwelt einsetzt. Ich hoffe sehr, dass beim Klimagipfel in Paris die richtigen Entscheidungen getroffen werden."
Große Mehrheit für mehr Klimaschutz
So wie Rea denkt die Mehrheit der Teilnehmer am World Wide View. Eine ähnliche Konsultation, jedoch in wesentlich kleinerem Maßstab, hatten erstmals die Dänen durchgeführt, zum letzten UN-Klimagipfel 2009 in Kopenhagen. Bei der damaligen Bürgerbefragung meinten zwei von drei Teilnehmern, man müsse gegen die Erderwärmung vorgehen, erinnert der Politologe Stéphane Rozès. Der französische Top-Berater hat die allerersten Ergebnisse des World Wide View analysiert:
"Heute halten 80 Prozent den Kampf gegen den Klimawandel für sehr wichtig. Der größte Zuwachs an Stimmen kommt aus den Ländern, die am wenigsten entwickelt sind. Den Ländern, die angesichts der Erderwärmung am schutzlosesten sind."
Gilles Deguet leitete die Diskussionsveranstaltung in der zentral-französischen Region Centre-Val-de-Loire. Bei den Teilnehmern handelte es sich, wie bei allen anderen World Wide View-Treffen, um ganz normale Bürger, jung und alt, quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Nach einer intensiven Aufklärung zum Thema Klimawandel diskutierten sie miteinander. Und füllten, jeder für sich, einen Fragebogen aus. Darin ging es um die Maßnahmen, die bei dem UN-Klimagipfel in Paris auf der Tagesordnung stehen werden, resümiert Gilles Deguet:
"Die Teilnehmer wurden beispielsweise gefragt, ob der Pariser Klimagipfel ein verpflichtendes Abkommen verabschieden solle. Ein Thema, das bei den Regierungen auf sehr geteilte Meinungen stößt. Bei der Bürgerbefragung jedoch sprachen sich 73 Prozent der Teilnehmer weltweit für ein verpflichtendes Abkommen aus."
"Unsere moralische Pflicht"
Eine große Mehrheit der Teilnehmer ist auch der Ansicht, das Heimatland solle Maßnahmen gegen die Erderwärmung ergreifen, selbst wenn andere Staaten dies nicht täten. In Deutschland, so das Ergebnis der Diskussionsveranstaltung in Berlin, denken dies 87 Prozent. Dort appellierte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in einer Grußbotschaft vom Videoschirm:
"Das Klima zu schützen ist eine der großen Herausforderungen unseres Jahrhunderts. Es ist unsere moralische Pflicht gegenüber den kommenden Generationen und gegenüber den Menschen, die schon heute vom Klimawandel betroffen sind."
Im weltweiten Vergleich stehen die Deutschen mit ihrem Engagement für den Kampf gegen den Klimawandel an der Spitze. Wobei: sie verlangen am klarsten Maßnahmen, die wirtschaftlich Hand und Fuß haben sollen.
Bis zum Pariser UN-Klimagipfel werden die Ergebnisse des World Wide View rund um den Globus präsentiert werden. Für Gilles Deguet steht die wichtigste Lehre schon fest:
"Die Bürger der Welt verlangen sehr klar durchgreifende Maßnahmen gegen den Klimawandel. Wenn die Regierenden keine ehrgeizigen Entscheidungen treffen, sollten sie sich eher nicht damit herausreden, dass die Gesellschaft nicht mitziehen würde."
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