Serie „Diener des Volkes“ bei Arte

Der Selenskyj vor Selenskyj

06:50 Minuten
Ein Mann ist auf einem Klo und liest ein Magazin. Es ist der Schauspieler Wolodymyr Selenskyj, der später zum Präsident der Ukraine wurde.
Zufälle passieren: Wolodymyr Selenskyj spielte in "Diener des Volkes" einen Lehrer, der zum Präsidenten wird, bevor er 2019 selbst Präsident wurde. © eccho rights
02.03.2022
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Der ukrainische Präsident Selenskyj war vor seiner Karriere als Politiker ein populärer Schauspieler. In der Serie „Diener des Volkes“ spielte er einen Lehrer, der zufällig zum Staatschef wird. Nun ist sie auf Arte zu sehen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zurzeit in allen Medien. Dass er darin auch gut rüberkommt, hat auch mit einer in seiner Heimat überaus populären Serie zu tun. Die heißt „Diener des Volkes“ und zeigt, wie ein Geschichtslehrer zufällig zum Staatsoberhaupt wird.

Straßenfeger in der Ukraine

Diese Serie sei sehr lustig, unterhaltsam und gelungen, findet Filmkritiker Patrick Wellinski. Erstmals auf Deutsch wird sie nun von Arte gezeigt. Zwar sei der Plot – ein Nobody wird plötzlich mächtig – nicht neu, doch werde die Idee gut ausgefüllt. Die Serie müsse sich somit nicht vor britischen oder US-Formaten verstecken, so Wellinski.
In der Ukraine war „Diener des Volkes“ ein wahrer Straßenfeger, als die Serie 2015 im Fernsehen lief. Sie war eine Reaktion auf die Maidan-Proteste, erläutert der Kritiker. Sie funktioniere dabei „wie ein Plädoyer dafür, dass die Demokratie okay ist und in der Ukraine funktionieren kann“.

Andere Realität als in der Serie

Doch sei für die Demokratie auch ein großer Umbau notwendig, der in den Folgen gezeigt werde. Dabei würden Themen wie staatliche Verschwendung, Oligarchen und die Rolle der Medien angesprochen. „Das ist eine Bauanleitung, um die Ukraine demokratisch zu formen“, unterstreicht Wellinski. Dazu passe auch die Figur des Lehrers.
Auch gebe es erstaunliche Parallelen zwischen der Serienfigur und dem Aufstieg des Schauspielers Selenskyj – „nur die Realität, in der er sich 2019 wiederfindet, war eine ganz andere als im Film“, merkt der Kritiker an. Trotzdem finde man beim heutigen Präsidenten noch „Spurenelemente“ der einstigen Rolle.

Bilder und Sprache

Dazu gehöre etwa „eine komplexe Rhetorik der Empathie“ in den Reden Selenskyjs. Diese hätten eine enorme Überzeugungskraft. Und auch in der Serie spiele die Rhetorik eine wichtige Rolle, etwa wie die Bevölkerung angesprochen werde.
Dazu gehöre auch, wie sich Selenskyj im Amt des Präsidenten auf das in der Serie vermittelte Bild beziehe: Ich bin einer von euch, ich bin der Diener des Volkes.
(rzr)

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