Wolf Haas über seinen Krimi "Müll"

Simon Brenner ermittelt wieder

11:17 Minuten
Der österreichische Autor Wolf Haas.
Der Autor Wolf Haas hängt an seinem Anti-Helden Simon Brenner. Den Ex-Kripobeamten und Privatschnüffler hat er gerade in sein neuntes Abenteuer geschickt. © Imago / VIADATA
Moderation: Andrea Gerk |
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Freude für Fans der Simon-Brenner-Krimis: Nach langer Pause erscheint mit "Müll" der neunte Roman mit dem verkrachten Ex-Kripobeamten. Auch Autor Wolf Haas selbst hängt an dem Besserwisser: Schnell habe er wieder in dessen typischem Tonfall gefunden.
Den Simon Brenner würde Wolf Haas lieber nicht bei sich wohnen lassen. „Ich glaube, in der Realität würden wir uns nicht ganz so gut verstehen wie im Buch“, sagt der österreichische Autor und lacht. Als Schriftsteller dagegen ist ihm Brenner, der etwas verkrachte Ex-Kripobeamte und spätere Privatschnüffler, doch sehr ans Herz gewachsen.
So sehr, dass Haas nach acht Jahren Pause nachgelegt und seinen neunten Brenner-Roman veröffentlicht hat: „Müll“ lautet der schlichte Titel. Brenner ist inzwischen kein Privatermittler mehr, sondern arbeitet als „Mistler“ – österreichisch für Müllmann – auf einem Recyclinghof.

Es passiert schon wieder was

Außerdem ist er nach der Trennung von seiner letzten Freundin mehr oder weniger obdachlos und schlüpft mal hier, mal dort in Wohnungen unter, deren Eigentümer gerade nicht da sind.
Natürlich holt ihn auch unter Müllermännern bald sein nächster Fall ein: Ein menschliches Knie wird in einer Sperrmüllwanne gefunden, das eindeutig nicht dahin gehört. Schnell tauchen in anderen Wannen weitere Leichenteile auf.

Kongeniale Verfilmungen mit Josef Hader

Die Kripo ist ratlos. Doch unter Brenners Müllmannkluft schlägt nach wie vor das Herz eines Polizisten. Er setzt sich auf die Fährte dieses Falls. Was ihn – wie üblich – bald selbst in Schwierigkeiten bringt.
Einem größeren Publikum sind die Brenner-Geschichten durch die Verfilmungen mit dem großartigen Josef Hader in der Titelrolle bekannt geworden, zuletzt in "Das ewige Leben" (2015). Hader könnte man  sich auch gut in einer „Müll“-Verfilmung als „Mistler“ vorstellen.

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Man merkt Autor Haas das große Vergnügen an, nach mehreren Nicht-Brenner-Romanen wieder zu seinem bewährten Antihelden mit dem typischen, lakonischen Tonfall zurückgekehrt zu sein.

Der typische Tonfall entsteht automatisch

Mülltrennung und das Leben an sich haben doch ziemlich viel miteinander zu tun, suggerieren Brenners philosophische Gedankengänge.

Beim Müll geht es ja immer um das Trennen. Darum sag ich, Müll beste Schule für das Denken. Weil du hast die Kategorien, sprich Wannen. Ohne die klare Trennung kannst du jedes Recycling vergessen. Und da bin ich noch nicht einmal bei den Problemstoffen.

Simon Brenner in: "Müll" von Wolf Haas

In den Brenner-Tonfall, bei dem man dem Helden quasi bei seinem etwas besserwisserischen Denken zuhören kann, habe er nach der langen Pause sofort wieder hineingefunden, sagt Haas. „Ich stelle mir einfach diese Figur vor, und dann entsteht automatisch dieser Tonfall.“
Bei Lesungen kommt es offenbar zu einer besonderen Annäherung an seine Figur: „Mir fällt auf, dass ich auf Fotos von diesen Lesungen immer besonders blöd aus den Augen schaue, weil ich mich offenbar mit diesem Besserwisser stark identifiziere.“
(mkn)

Wolf Haas: "Müll"
Hoffmann und Campe, Hamburg 2022
288 Seiten, 24 Euro

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