WM-Tagebuch (11)

Herzschlag-Finale in Manaus

Portugals Silvestre Varela erzielt in der letzten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich gegen die USA.
US-Trainer Jürgen Klinsmann beim Spiel gegen Portugal. © picture alliance / dpa
Von Thomas Wheeler und André Hatting · 23.06.2014
Die US-Amerikaner feierten sich innerlich schon als Sieger. Doch dann - nur wenige Sekunden vor dem Abpfiff - schlug Cristiano Ronaldo eine maßgerechte Flanke in den US-Strafraum. Und Silvestre Varela köpfte zum 2:2-Ausgleich.
Portugal hat bei nur einem Punkt und dem mit Abstand schlechtesten Torverhältnis hinter Ghana nur noch minimale Chancen. Indes legten die Südeuropäer gegen die USA einen Blitzstart hin. Bereits in der 5. Minute markierte Nani den Führungstreffer, dem ein Querschläger von Geoff Cameron vor die Füße gefallen war. Wer nun gedacht hatte, die Südeuropäer würden schnell auf das zweite Tor gehen, sah sich getäuscht.
Ronaldo und Co taten nur das Nötigste, während die US-Amerikaner mit zahlreichen Fernschüssen immer gefährlich waren. Kurz vor der Pause wäre dann jedoch fast das 2:0 gefallen, aber Nani und Eder standen der Pfosten bzw. der starke US-Torhüter Tim Howard im Weg. Das rächte sich. Der frühere Schalker Jermaine Jones war es, der mit einem herrlichen Distanzschuss nach 64 Minuten wieder alles auf Anfang stellte. Das Team von Jürgen Klinsmann kämpfte erneut leidenschaftlich. Die Portugiesen traten für das, was auf dem Spiel stand, sehr zurückhaltend auf.
Als dann auch noch Clint Dempsey den Ball in der Schlussphase mit dem Bauch über die Torlinie bugsierte, fehlten den USA nur noch wenige Minuten bis zum Achtelfinal-Einzug, und Portugal stand dicht vor dem Aus. Bis Ronaldo flankte und Varela per Kopf den 2:2-Endstand erzielte. Damit bleibt noch ein kleiner Funken Hoffnung bis zum Gruppenfinale am Donnerstag.
Rote Teufel mit Dusel-Sieg ins Achtelfinale
Das ist doch mal 'ne Ansage. Zwölf Jahre waren die Belgier von der Weltfußball-Bühne verschwunden, und gleich bei ihrer Rückkehr überstehen sie zumindest die Gruppenphase. Wenn in der ersten K.O.-Runde allerdings nicht Endstation sein soll, muss sich die Mannschaft von Marc Wilmots deutlich steigern. Dem knappen Auftakt-Sieg gegen Algerien ließ sie nämlich einen noch knapperen gegen Russland folgen.
Kurz vor Schluss sorgte einmal mehr ein Einwechselspieler für die Entscheidung. Ärgerlich für die Russen, die in einer mäßigen Begegnung das etwas bessere Team waren. Zudem verweigerte ihnen der deutsche Schiedsrichter Felix Brych einen klaren Elfmeter.
Übrigens: Wenn diese beiden Länder nicht bei einer Weltmeisterschaft aufeinander treffen, stimmt etwas nicht. Es war bereits der fünfte WM-Vergleich Belgien gegen Russland.
Auf den Spuren von Rabah Madjer
Das war vor über 30 Jahren Algeriens bekanntester Fußballer. Bei der WM 1982 in Spanien bestraften seine Kollegen und er deutsche Arroganz und Überheblichkeit mit einem 2:1-Sieg. Fünf Jahre später demütigte Madjer auch noch den FC Bayern, als er im Endspiel des Europapokals der Landesmeister mit der Hacke das Siegtor für den FC Porto erzielte.
Die "Erben Madjers" schicken sich nun an, erstmals ein WM-Achtelfinale zu erreichen. Beim 4:2 gegen Südkorea, der bisher höchste Erfolg der algerischen WM-Geschichte, brillierten die Nordafrikaner in der ersten Hälfte und schossen innerhalb von gut zehn Minuten einen 3:0-Vorsprung heraus.
Dem hatten die Asiaten kaum etwas entgegenzusetzen, auch wenn sie nach dem Seitenwechsel etwas besser in die Partie kamen und durch die Bundesliga-Profis Son und Koo zwischenzeitlich verkürzen konnten. Mehr aber auch nicht. Trotz der Niederlage haben auch die Südkoreaner noch eine Chance aufs Weiterkommen.
Und schließlich noch etwas in eigener Sache. Endlich, ich habe es geschafft. USA gegen Portugal war doch tatsächlich das letzte 0 Uhr-Spiel dieser Weltmeisterschaft. Nach zehn Tagen Fußballdröhnung bis tief in die Nacht freue ich mich nun wieder auf mehr Schlaf. Denn ab jetzt werden die Partien nur noch um 18, 21 und 22 Uhr angepfiffen.
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