Wissenschaftsjournalist zum Brexit

"Intelligenz kann auch auf Abwege führen"

08:42 Minuten
Theresa May, Boris Johnson, Michael Gove und David Davis als Witzfiguren auf einem Fantasiekörper, auf dem steht: "Brexit is a monstrosity"
Auch manche Briten finden: Ihre Politiker haben nicht gerade eine kluge Entscheidung in Sachen Brexit getroffen. © imago/ZUMA Press
David Robson im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 29.03.2019
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Intelligenz kann hinderlich sein, wenn es darum geht, kluge Entscheidungen zu treffen: Zu diesem Schluss kommt der britische Wissenschaftsjournalist und Buchautor David Robson. Und was bedeutet das für die Mitglieder des Unterhauses und den Brexit?
Was nützt einem ein schönes Auto mit Hochleistungsmotor, wenn das Lenkrad nicht funktioniert? Diese Metapher nutzt der Brite David Robson, um zu erklären, worin aus seiner Sicht ein Problem mit hoher Intelligenz liegen kann. Der Wissenschaftsjournalist, der über das Thema ein Buch ("The Intelligence Trap") geschrieben hat, sagte im Deutschlandfunk Kultur:
"Man kann über sehr viel Gehirnmasse verfügen und hochintelligent im Kopf sein, aber wenn es an etwas fehlt, sozusagen an einem Ausgleich, diese Intelligenz zu hinterfragen und diese Intelligenz auch irgendwie zu kontrollieren, dann kann es sein, dass einen die Intelligenz sogar auf Abwege führt. Das sieht man in vielen aktuellen Diskussionen."

Hohe Intelligenz neigt zu Polarisierung

Zum Beispiel beim Brexit. Es sei "lachhaft", dass es beim EU-Austritt Großbritanniens bisher zu keiner Entscheidung gekommen sei, findet Robson. Den Grund sieht er darin, dass hinter dem Brexit ein "starkes emotionales Motiv" stehe:
"Jeder hat sich positioniert und argumentiert sozusagen nur noch aus der Emotion heraus. Je mehr Bildung und Intelligenz man hat, umso mehr neigt man dazu, zu polarisieren, nur noch seine eigene Seite zu sehen und auf die andere Seite gar nicht zu hören und auch unfähig zu sein, Kompromisse einzugehen."
Das Problem liege darin, dass es sich bei den meisten Mitgliedern des Parlaments eher um "weiße, mittelalte Männer" handele - aus mehr oder weniger wohlhabenden Familien. Es gebe kaum Frauen und Arbeiter, es fehle an sozialer Vielfalt: "Und wenn es an einer solchen Vielfalt mangelt, dann fehlt es auch an Nuancen", so der Journalist. "Da ist der soziale Zusammenhalt einfach nicht gegeben."
(bth)
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