#wirsindmehr-Konzert in Chemnitz

Ein musikalisches Zeichen gegen Rechts

Kraftklub Sänger Felix Brummer singt mit seiner Chemnitzer Band Kraftklub vor tausenden begeisterten Fans bei den Filmnächten am Elbufer.
Auf dem #wirsindmehr-Festival will Sänger Felix Brummer mit seiner Band Kraftklub zeigen, dass viele Menschen in Chemnitz nichts von rechten Parolen halten. © imago / stock&people
Jan Kummer im Gespräch mit Martin Böttcher · 03.09.2018
Im Herzen Chemnitz ein musikalisches Zeichen gegen Rechts setzen, das ist die Idee, sagt der Chemnitzer Kraftklub-Sänger Jan Kummer. Die Resonanz auf das #wirsindmehr–Festival ist groß. Mehr als 100.000 Menschen haben ihr Interesse bekundet.
Nur eine Woche nachdem ausländerfeindliche Parolen unter dem Chemnitzer Karl-Marx-Kopf erklangen, wollen sieben Bands mit ihrer Musik in Chemnitz ein Zeichen gegen Rechts setzen – unter anderem "Die toten Hosen", "Kraftklub", "Feine Sahne Fischfilet" und "Materia & Capser".
Bereits seit 2016 organisiert der Chemnitzer Klubbesitzer Jan Kummer die Konzertreihe "Rock am Kopp" unter der berühmten Karl-Marx-Büste. Ursprünglich sei es weniger um Politik, sondern darum gegangen, dass Bürger die sich sozialistischen Bausünden der DDR zurückerobern. Doch nachdem der Ort in der vergangenen Woche zum Schauplatz eines rechten Aufmarsches wurde, kam Kummer die Idee, dort kurzerhand ein #Wirsindmehr-Festival gegen Rassismus zu organisieren.
"Aber jetzt kam soviel Interesse, dass man gesagt hat, man braucht eigentlich einen größeren Platz."
Auf Facebook haben mehr als 30.000 Menschen angekündigt, das Festival zu besuchen, mehr als 100.000 sind an der Veranstaltung interessiert. Wieviele Menschen das kostenlose Festival tatsächlich besuchen werden, sei deshalb schwer einzuschätzen, sagt Jan Kummer. Damit der Platz für alle Besucher reicht, habe man sich deshalb kurzfristig entschieden, das Konzert nicht direkt an der Karl-Marx-Büste stattfinden zu lassen.
Zwei Männer befestigen am Karl-Marx-Denkmal ein Plakat mit der Aufschrift "Chemnitz ist weder grau noch braun". 
Zwei Männer befestigen am Karl-Marx-Denkmal ein Plakat mit der Aufschrift "Chemnitz ist weder grau noch braun". © Monika Skolimowska/dpa
"Ich weiß nur, dass die Stadt durch ihre sozialistischen Bausünden genügend Platz hat im Zentrum. In dem Fall ist das mal ganz gut. Es ist Platz für jede Menge Menschen. Und dann lassen wir uns einfach mal überraschen, wieviele das sind."

Eine politische Signalwirkung?

Statt am Karl-Marx-Monument findet das Konzert nur wenige Meter entfernt an der Kreuzung Bahnhofstraße/Augustusburgerstraße statt. Jan Kummer erhofft sich von dem Festival eine politische Signalwirkung:
"So ein Konzert, das ist schon mal was, um mal schnell ein kräftiges Zeichen zu geben. Aber keiner ist so naiv und denkt sich, damit wird wieder alles gut. Es ist auch ein Symbol dafür, dass man sich nichts wegnehmen lassen will. Und dann fängt die zähe Alltagsarbeit an, die man aber als Sachse und als Chemnitzer seit den 90er-Jahren gewöhnt ist."
(mw)

Anläßlich des #Wirsindmehr-Festival traf sich Moderatorin Christine Watty für ein Fazit-Spezial in Chemnitz mit Lena Gorelik, Holm Krieger und Franz Knoppe.

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