Rechter Mob in Chemnitz

Mehr Demokratie lernen

Ein Schild hängt während der Kundgebung der Chemnitzer Friedensgruppen am Roten Turm an einem Straßenschild. Darauf steht: Wer nichts denkt und nichts weiß. der glaubt den ganzen Nazi-Scheiß.
Schild der örtlichen Friedensgruppen bei einer Demonstration am 1.September in Chemnitz: Plädoyer für mehr politische Bildung. © picture alliance / dpa
Donata Riedel im Gespräch mit Jenny Genzmer · 01.09.2018
In Chemnitz wütete der rechte Mob. Für die Journalistin Donata Riedel ist eine der wichtigsten Konsequenzen der letzten Tage, dass Demokratie mehr gelehrt werden muss. Und sie findet, das Heimatministerium von Horst Seehofer grundsätzlich eine gute Sache.
In Chemnitz wurde ein Mann mutmaßlich von einem Asylbewerber getötet. Darauf marschierten Rechte durch die Stadt und machten Jagd auf Mitbürger. Die Polizei war anfangs überfordert. Seit einer Woche kommt die Stadt nicht zur Ruhe.
Chemnitz ist zum Brennpunkt geworden und bekommt international Aufmerksamkeit. Vielfach wird die Frage gestellt, wie sich das Geschehen in Chemnitz vermeiden lassen könnte. Familienministerin Franziska Giffey forderte ein Demokratieförderungsgesetz. Auch die Journalistin Donata Riedel plädiert für mehr Demokratievermittlung in Schulen.

Staatsversagen?

Doch auch die Strukturschwächen im Osten Deutschlands, Lebens- und Arbeitsplatzunsicherheit, das Ausbluten von Städten und Dörfern und letztich der Zerfall der sozialen Strukturen hätten das Leben dort, so Riedel.
Sie weißt darauf hin, "dass der Staat mit seinen Institutionen oft noch sehr viel schneller weg war als die abwandernde Bevölkerung." Diese Räume würden heute von rechten Organisationen genutzt.
Um die Versäumnisse der Vergangenheit anzugehen, hält Riedel auch das Heimatministerium von Horst Seehofer für keine schlechte Sache. Das sei eine Möglichkeit, auch die heimatverbundenen Menschen in Deutschland ernst zu nehmen.
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