Wiener Esskultur

Das Glück des Maronibraters Walid Mustafa

Maronibrater Walid Mustafa in seinem Stand in Wien.
Maronibrater Walid Mustafa freut sich jeden Tag über sein Geschäft in Wien. © ARD/ Karla Engelhard
Von Karla Engelhard · 25.02.2016
Die Wiener lieben ihre gebratenen Maronen im Winter. Trotzdem gibt es immer weniger traditionelle Maronibrater. Einer der verbliebenen 180 ist Walid Mustafa aus Ägypten. Er liebt sein Geschäft - und hat es auch mit Liebe ausgestattet.
Das Glück von Walid Mustafa ist knapp vier Quadratmeter groß und steht neben dem Wiener Volkstheater, direkt an der Haltestelle der Straßenbahnlinie 49. Walid Mustafa ist Maronibrater, seit sieben Jahren:
"Ich mache gerne diese Arbeit, ich handle gern mit Leuten. Mein Opa, mein Vater waren Händler in Ägypten. Ich habe Handel im Blut. Ich bin geboren in einem Geschäft."
Der heute 42-jährige Ägypter wurde in einer kleinen Stadt im Nildelta geboren, er hat noch sieben Geschwister. Walid studierte Politikwissenschaften, fuhr dann aber doch lieber zur See, was er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Geblieben sind seine Sprachkenntnisse, er spricht, neben Arabisch, Italienisch, Englisch, Deutsch und Russisch:
"Ich mag alle Sprachen. Mein großer Traum war, ich wollte alle Sprachen der Welt sprechen."
Ein altes arabisches Lied brachte Walid Mustafa dann nach Wien:
"Die schönste Stadt in der Welt Wien und die romantische Nacht in Wien und so weiter, ein schönes Lied. Und wegen dieses Liedes wollte ich nach Wien."

Walid verkauft Maroni auch bei Kälte und Schnee

Abgelenkt durch Erinnern und Erzählen wären ihm fast seine Maroni angebrannt. Gekonnt rettet er sie Rost über dem Holzkohlefeuer.
"Echte Maroni brauchen nicht lange. Die Schale ist dünn, schnell offen und fertig."
Walid Mustafa kontrolliert die gebratenen Maroni und serviert sie in dreieckigen Tüten, bedruckt mit Esskastanien. Auch sein Stand ist geschmackvoll dekoriert, mit Leuchtern und Teppichen aus Ägypten.
"Das habe ich alles selber gemacht, die Farbe, die Tüte, weil ich gerne diese Arbeit mach, nicht wegen Geld, ich liebe diese Arbeit."
Vom Oktober bis März steht der quirlige Ägypter in seinen kleinen Holzverschlag und verkauft Maroni, auch bei Kälte und Schnee.
"Ein gutes Geschäft ist, wenn die Temperaturen zwischen 4-7 Grad sind so ungefähr, ohne Schnee und ohne Regen. Minus ist nicht gut, denn alle Leute wollen schnell, schnell nach Hause. Sie haben keine Zeit, um die Hand aus der Tasche zu nehmen und einzukaufen bei mir."

Walid schenkt jedem ein Lächeln

Im Angebot: Heiße Maroni, knusprige Kartoffelpuffer mit Knoblauch oder gebratene Kartoffelscheiben mit Salz - alles frisch und für zwei Euro zu haben. Die Esskastanien sind aus Italien, die Kartoffel aus Österreich. Seine Kunden sind zufrieden:
"Ich komme immer wieder her. Absolut Spitze. Das gehört zu Freundlichkeit dazu, dass die Qualität gut ist."
Walid Mustafa schenkt jedem ein Lächeln und ein freundliches Wort. Drei Prozent seines monatlichen Umsatzes muss er, wie alle Maronibrater, laut Gesetz an die Stadt Wien abliefern. Reich wird er nicht, aber es reicht zum Überleben in Wien. Er lebt allein. Im Sommer fährt er mit Geschenken zu seinen Brüdern und Schwestern nach Ägypten. Doch jeden Winter bezieht der Maronibrater wieder seinen Stand im Wiener Stadtzentrum:
"Weil, ob ich viel verdiene oder wenig oder nichts. Ich bin zufrieden, wirklich. ich sage immer "Gott sei Dank". ich komme in der Früh und öffne meinen Stand, meine Hütte und sage "bis mela", "Bitte mein Gott, hilf mir!" Und dann, ich warte, was kommt!"
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