Dauerstress

Wie schaffen wir mehr Zeitgerechtigkeit?

69:36 Minuten
Illustration: Eine Frau entspannt sich in einer Uhr ohne Zeiger.
„Zeit ist nicht Geld, aber genauso ungerecht verteilt“, sagt Teresa Bücker. © imago / Ikon Images / Alice Mollon
Moderation: Katrin Heise |
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„Ich habe keine Zeit!“ Diesen Stoßseufzer hören wir allzu oft. Unser Alltag ist eng getaktet, zwischen To-do-Listen, Job, Familien- und Sorgearbeit. Ein Hamsterrad. Wie kann Zeit gerechter verteilt werden?
„Wenn du es eilig hast, geh langsam. Wenn du es noch eiliger hast, mach einen Umweg“ – heißt es in einem japanischen Sprichwort. Die meisten von uns machen genau das Gegenteil. Unser Alltag ist von der Uhr geprägt, vom Weckerklingeln am Morgen bis zur Terminerinnerung auf dem Smartphone. Laut einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes fühlen sich 53 Prozent der Arbeitnehmer häufig oder sehr häufig bei der Arbeit unter Zeitdruck. Eltern kleiner Kinder verrichten in der Woche mehr als 60 Stunden bezahlte und unbezahlte Arbeit. Die Folge: Steigende Zahlen von Burn-out, von stressbedingten Erkrankungen.

„Zeit ist eine der wichtigsten politischen Ressourcen“

„Zu wenig Zeit zu haben, ist kein individuelles Problem, es ist gesellschaftlich erzeugt und fordert politische Lösungen“, sagt die Journalistin Teresa Bücker. In ihrem Sachbuch „Alle_Zeit“ setzt sich die Autorin mit unserem Umgang mit der Zeit auseinander, und mit der Frage, wie sie unser Leben beeinflusst. „Zeit ist nicht Geld, aber genauso ungerecht verteilt“, so Bücker. Zum Beispiel in der Care-Arbeit, die meist von Frauen verrichtet wird – unbezahlt.
Der Mutter von zwei Kindern geht es um ein radikales Umdenken, eine neue Zeitpolitik. „Zeit ist eine der wichtigsten politischen Ressourcen. Wer keine Zeit zum Nachdenken hat, dem fehlt erst recht die Macht, etwas zu verändern.“
Ihre Überzeugung: „Ein gutes Leben für alle kann nur gelingen, wenn wir verstehen, wie drängend Zeitgerechtigkeit ist, und endlich die Debatte darüber beginnen, wie wir Zeit neu und gerecht verteilen.“

„Zeitnot ist selbst- und weltzerstörend“

„Das alltägliche Gehetze im Arbeits- und Privatleben ist höchst gefährlich und unproduktiv“, sagt Hans Rusinek. Der Managementberater beschäftigt sich mit den Veränderungsprozessen in der Arbeitswelt. Er ist einer der Chefredakteure von Transform; das Printmagazin will Anstöße geben für einen gesellschaftlichen Wandel. Dazu gehöre auch ein anderer Umgang mit der Zeit, so Rusinek.
Seine Beobachtung: „Zeitnot ist selbst- und weltzerstörend.“ Genauso, wie wir durch unseren Alltag hetzten, verheizten wir auch unsere natürlichen Ressourcen. Dabei bräuchten gerade kluge Entscheidungen eben dies: Zeit.
Seine Mahnung: „Verantwortung ist eine zeitintensive Aufgabe. Krisen bewältigen ist zeitintensiv, Menschlichkeit ist zeitintensiv.“

Im Dauerstress – Wie schaffen wir mehr Zeitgerechtigkeit?
Darüber diskutierte Katrin Heise mit der Journalistin Teresa Bücker und dem Transformationsberater Hans Rusinek sowie Hörerinnen und Hörern.

(sus)
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