Wie geht's den Kumpels heute?

Von Julio Segador |
Vor drei Jahren, am 5. August 2010, wurden 33 Bergleute in einer Kupfermine der chilenischen Atacamawüste verschüttet, bis sie 69 Tage später bei einer spektakulären Rettungsaktion an die Oberfläche geholt wurden. Die meisten sind in ein unauffälliges Leben zurückgekehrt, manche haben Ruhm und Rummel nicht verkraftet.
Geräusche

So machte Edison Peña vor zwei Jahren in der US-Late Show von David Letterman das Bersten des Gesteins im Stollen nach.

Edison Peña ist einer der 33 Kumpel, die am 5. August 2010 – also vor genau drei Jahren - in der Mine San José mitten in der chilenischen Atacamawüste verschüttet wurden. Danach waren sie 69 Tage in 700 Meter Tiefe gefangen.

Inzwischen ist Edison Peña das Lachen vergangen, zu großen TV-Shows wird er nicht mehr eingeladen. Zuletzt verbrachte er viel Zeit in Kliniken beim Drogen- und Alkoholentzug.

Laurence Golborne, der damalige chilenische Bergbauminister, der sich in den Tagen der Rettung als Krisenmanager einen Namen machte, trifft sich bis heute mit den geretteten Kumpels.

Golborne: "Jeder der 33 hat einen unterschiedlichen Weg eingeschlagen. Manchen ging es gut, anderen weniger gut. Unser Ziel war damals, ihnen die Lebensfreude zurückzugeben. Jeder sollte der Architekt seiner eigenen Zukunft werden."

Ihm hatten viele eine spektakuläre Zukunft vorhergesagt.

"Chi, Chi, Chi ...!"

Wie ein Verrückter sprang Mario Sepúlveda nach seiner Rettung vor den Kameras herum. Schrie den chilenischen Anfeuerungsruf heraus, bis er heiser war. Seinen Beruf als Minenarbeiter gab er schnell auf. Stattdessen reiste er als hoch bezahlter Motivationstrainer um die Welt. Das hat sich geändert.

Sepulveda:"Ich bin zwar immer noch ziemlich verrückt, aber auch glücklich. Ich bin verrückt nach dem Leben, genieße jeden Tag, jede Minute. Gott hält seine Hand über mich, und nur so habe ich überlebt. Zuletzt habe ich einige Dinge in meinem Leben geändert. Verbringe jetzt mehr Zeit mit der Familie. Und nach diesem Unfall konnte mir nichts besseres passieren."

Sepúlveda war einer von drei Minenarbeitern, die zum letzten Treffen mit Staatspräsident Piñera zusammenkamen, 30 der Mineros blieben dem Treffen fern. Der Zusammenhalt scheint nicht besonders groß zu sein. Einige der Kumpels wurden zwischenzeitlich in Kliniken eingewiesen, Schlafstörungen, Depressionen, Angstgefühle bestimmen die Tage. Bei vielen kommen die Erinnerungen immer wieder hoch. Und nur wenige arbeiten noch in ihrem alten Beruf.

Avalos: "Ich arbeite immer noch in der Mine. Das entspannt und beruhigt mich. Es passt schon so. Da fühle ich mich gut, ruhig und zufrieden."

Sagt Samuel Ávalos. Er ist einer der wenigen, die immer noch in die Tiefe fahren, weiter in einer Mine arbeiten. Auch er reiste nach der spektakulären Rettung um die Welt, gab Interviews, hielt Vorträge, war ein begehrter Gesprächspartner. Das ist vorbei. Auch im eigenen Land.

In Chile haben die Mineros nicht den besten Ruf, gelten als Abzocker. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die Minen-Betreiber wurden erst vor wenigen Tagen zu den Akten gelegt. Es gebe keine Anhaltspunkte für eine vermeintliche Mitschuld, stellte die Staatsanwaltschaft fest.

Er sei ein zweites Mal beerdigt worden, echauffierte sich Mario Sepúlveda. Das sei eine Schande für die chilenische Justiz.
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