Kampagnen in Social Media

Wie Britney und Co. sich neu erfinden

06:48 Minuten
Ein Fan trägt eine "Free Britney"-Maske.
Fans riefen unter dem Hashtag FreeBritney zur Hilfe für den Megastar auf. © imago images / Zuma Wire / Ringo Chiu
Von Aida Baghernejad · 15.01.2022
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Einige Celebritys der frühen 2000er nutzen soziale Medien, um die öffentliche Wahrnehmung ihrer Person umzudeuten. Britney Spears, Paris Hilton und Monica Lewinsky wollen das Narrativ über sich selbst zurückzuerobern. Kann das gelingen?
Im vergangenen November konnte sich Popsängerin Britney Spears von der gesetzlichen Betreuung ihres Vaters befreien. Wie es überhaupt dazu gekommen war, gehört mittlerweile zum popkulturellen Allgemeinwissen: Nach einem psychischen Zusammenbruch verlor Spears die Kontrolle über ihr eigenes Vermögen und Lebensentscheidungen an ihren Vater, obwohl sie in den folgenden Jahren gesund genug war, in Fernsehshows zu spielen und aufzutreten.
Seit sie nun „frei“ ist, nutzt sie soziale Medien, vor allem Instagram und Twitter, um ihre Perspektive an die Öffentlichkeit zu tragen. Damit ist sie nicht allein: Auch andere Protagonistinnen der frühen 2000er-Celebrity-Kultur nutzen soziale Medien, um die öffentliche Wahrnehmung ihrer Person zu beeinflussen, allen voran Paris Hilton und Monica Lewinsky.

Schlüpfrige Witze und Paparazzi-Jagden

Diese Liste der neuen Social-Media-Heldinnen, die sich nun ihre Lebensgeschichte zurückerobern, liest sich dabei wie die Titelseite eines Boulevardmagazins aus den 90ern oder frühen 2000ern. Das ist kein Zufall. Denn die damalige Zeit war von extremer Misogynie geprägt.
Paris Hilton beispielsweise war gerade einmal 22 Jahre alt, als ihr dreizehn Jahre älterer Ex-Lebensgefährte einen privaten Porno der beiden an die Öffentlichkeit spielte. Britney Spears wurde, seit sie 17 war, von Paparazzi regelrecht gejagt, Monica Lewinsky war für Jahrzehnte die Punchline schlüpfriger Witze wegen etwas, das passiert ist, als sie Anfang 20 war. Sich über diese sehr jungen Frauen lustig zu machen, war für manche Blogger wie Perez Hilton oder das Portal TMZ eine Art Businessmodell.
Die Jugend von Britney Spears, Paris Hilton und Monica Lewinsky fand vor Instagram, Twitter und Co. statt – aber gleichzeitig waren sie noch jung genug, um als digital Immigrants schnell in die Welt der sozialen Medien hineinzufinden. Spätestens seit es normal geworden ist, auch öffentlich über mentale Gesundheit zu sprechen, haben sie gelernt, die Möglichkeiten dieser Medien klug zu nutzen, um das Narrativ über sich selbst wieder zurückzuerobern.
Dabei hat jede Frau ihren eigenen Weg gefunden. Britney Spears ist dabei am direktesten. Seit ihr Vater keine Rolle mehr als ihr gesetzlicher Betreuer spielt, postet sie extrem offen über das, was ihr ihre Familie aus ihrer Perspektive angetan hat. Paris Hilton hat sich – insbesondere seit der Veröffentlichung ihrer eigenen Dokumentation „This is Paris“ – mit Aktivismus zur Abschaffung bestimmter Internate für angeblich schwererziehbare Kinder hervorgetan. Sie ist selbst Opfer einer dieser Einrichtung gewesen. Und Monica Lewinsky ist die Königin Twitters. Ihre selbstironischen und witzigen Tweets haben sie zur Heldin vieler Nutzerinnen und Nutzer werden lassen.

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Gefährliches Spiel mit sozialen Medien

Dabei haben soziale Medien, besonders nach den jüngsten Enthüllungen um Facebook oder der anhaltenden Kritik an mangelnden Sicherheitsvorkehrungen auf Twitter, eigentlich nicht den besten Ruf. Nicht zu vergessen: Instagram hat einen messbar negativen Einfluss auf die mentale Gesundheit seiner Nutzerinnen und Nutzer. Gerade für Teenager ist die Plattform teilweise einfach gefährlich.
Für Frauen wie Monica Lewinsky scheint social Media jedoch die Chance zu bergen, das Narrativ der eigenen Lebensgeschichte zurückzuerobern. Lewinsky jedenfalls hat vor vier Jahren in einem Interview davon gesprochenen, dass ihr soziale Medien „Hoffnung geben“. Sie ermöglichen von öffentlichem Mobbing betroffenen Frauen, sich miteinander zu vernetzen. Und diese direkte Ansprache der Öffentlichkeit sei eine ganz eigene Machthabe, so Lewinsky.
Das kann, muss aber nicht immer gut ausgehen. Man denke nur an Chrissy Teigen, Model, Autorin und Ehefrau von John Legend. Sie wurde mit ihrer nahbaren Art auf Twitter zum Darling einer Generation – nur um mit unbedachten Posts diesen Status selbst zu zerstören.
Ähnlich ergeht es dem Model Emily Ratajkowski. Sie löste sich über ihre Social-Media-Performance von der Vergangenheit als nackt tanzendes Modell in einem hoch-sexistischen Musikvideo und präsentierte sich als Feministin. Doch mittlerweile wird ihr ein „leerer“ Feminismus vorgeworfen. Für manche Beobachterinnen und Beobachter scheint sie das Spiel mit social Media also eine Volte zu weit gedreht zu haben.

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