Widerstand gegen das NS-Regime

Bescheidene Helden und furchtlose Linke

35:24 Minuten
Vier junge Partisanen grinsen vor einem Flugzeug der Nazis in die Kamera
Junge Partisanen im Widerstand gegen Hitler und den Nationalsozialismus. © imago / Sovfoto / UIG
Mit Hans-Dieter Grabe, Heike Gumz, Bodo Mrozek und Leon Kahane · 12.08.2022
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Partisanen, Anwälte, Studenten: Der Widerstand gegen das NS-Regime hatte viele Gesichter. Ein Widerständler war Ludwig Gehm, der vor 20 Jahren, am 13. August 2002, starb. Wir erinnern an ihn und andere Kämpfer gegen die Hitler-Barbarei.

Ein bescheidener Partisan

Ludwig Gehm (1909-2002) war als Arbeiter im linken Widerstand gegen das NS-Regime in Frankfurt/Main. Ein bescheidener Held, der lieber gestorben wäre, als seine Mitkämpfer zu verraten.
Gehm überlebte das KZ Buchenwald und kämpfte nach seiner Entlassung als Partisan gegen die SS. Der Filmemacher Hans-Dieter Grabe hat 1983 eine Dokumentation über Gehm gedreht.

Vereinnahmt von AfD und Querdenkern

Sophie Scholl (1921-1943) ist eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Widerstands gegen Hitler. Doch ihr Andenken wird heute von AfD, „Querdenkern“ und rechten Gruppierungen missbraucht: Im Netz vergleichen sie ihre angebliche Bedrohungslage mit der Sophie Scholls.
Die Erziehungswissenschaftlerin Heike Gumz arbeitet am Instagram-Account „Ich bin nicht Sophie Scholl“ mit. Das Projekt entstand als Reaktion auf diese Vereinnahmungen. Der Account wurde für den Grimme-Online-Award nominiert mit der Begründung, er setze ein klares „Zeichen gegen rechtes Denken heute“. 

Ein konsequenter, furchtloser Linker

Hans Litten (1903-1938) war Anwalt und verteidigte in der Weimarer Republik Linke, Kommunisten und Sozialdemokraten. In einem Prozess gegen ein SA-Rollkommando lud er 1931 Hitler zum Kreuzverhör vor. Und der zahlte es ihm nach der Machtergreifung heim. Litten nahm sich, nach schweren Misshandlungen, 1938 in Haft das Leben.
Die Fernsehserie „Babylon Berlin“ holte den „Anwalt des Proletariats“ wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Eine ältere Biografie über ihn ist neu aufgelegt worden. Der Historiker Bodo Mrozek ist ausgewiesener Litten-Kenner. Er sei ein konsequenter, furchtloser und entschiedener Linker gewesen, sagt Mrozek.

Vom Widerständler zum Journalisten

Für Max Kahane (1910-2004) war Hans Litten ein großes Vorbild. Kahane war in der KPD und im NS-Widerstand. In der DDR berichtete er als Journalist unter anderem über die Nürnberger Prozesse und das Eichmann-Verfahren.
Kahanes Enkel, der deutsch-jüdische Künstler Leon Kahane, sagt, die Biografie seiner Großeltern beschäftige ihn rund um die Uhr: „Man ist gefangen, man ist verwickelt.“
(tmk)
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