Städte-Turnier in Berlin

Was ist Wheel Soccer?

05:39 Minuten
Wheel-Soccer-Cup in Berlin
Teilnehmer des Wheel-Soccer-Cups in Berlin kämpfen um den Pezziball. © Pfeffersport Berlin
Von Thomas Wheeler · 10.09.2023
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Futsal, Beach Soccer, Fußball-Tennis, Blinden-Fußball, Walking Football: Fußball-Varianten gibt es mittlerweile viele. In Berlin trafen sich nun verschiedene Teams zu einem Wheel-Soccer-Turnier. Teilnehmer erklären das Spiel.
Oliver Klar vom Berliner Inklusions- und Integrationssportverein Pfeffersport sagt:
„Wheel Soccer ist eine sehr niedrigschwellige Sportart für Menschen im Rollstuhl oder auch für Elektrorollstuhlfahrende. Wir spielen das mit einem Pezziball, mit einem Gymnastikball, auf einem Feld, Fünf gegen Fünf - und das Ziel ist es, den Pezziball ins Tor zu schießen.“

Wobei beim Schießen nicht die Füße benutzt werden dürfen. Der Pezziball darf nur mit den Händen geschlagen und mit den Rollstühlen berührt werden. Außerdem muss der Ball immer am Boden gespielt werden.

Den Wheel Soccer Cup gibt es seit 2014

Oliver Klar ist gewissermaßen der Erfinder des Wheel Soccer Cups, den es seit 2014 gibt.

„Wir waren die Ersten, die Turniere organisiert haben. Wir hatten schon immer den Fokus, auch bundesweit Turniere zu organisieren, weil wir mit dem Deutschen Rollstuhlsportverband auch sehr eng zusammen sind. In den letzten zehn Jahren haben sich andere Orte aber auch gefunden, die Wheel Soccer spielen - zum Beispiel in Stuttgart, in Bielefeld oder in Dortmund. Es entsteht so langsam eine Community für die Sportart Wheel Soccer.“
Und die hat sich vor zwei Wochen zum siebten Mal für zwei Tage in der Hauptstadt getroffen. Kinder- und Jugendmannschaften, genauso wie Erwachsenenteams aus mehreren deutschen Städten.

Hanna aus Mainz:

„Es ist ein superinklusiver Sport, und man kann super differenzieren zwischen den Stärkeren und den weniger Starken. Und man kann alle gut einbinden.“
Oliver Klar sagt:

Wir von Pfeffersport haben sehr inklusive Teams. Das heißt eben auch viele Spielerinnen und Spieler, die stärker eingeschränkt sind, also Elektrorollstuhlfahrende zum Beispiel. Da wird das Spiel dann auch langsamer, weil wir eine sogenannte Bonusspieler-Regelung haben. Die Spielerinnen und Spieler, die stärker eingeschränkt sind, sind markiert und haben Vorzugsrechte. Denen darf zum Beispiel der Ball nicht abgenommen werden.

Oliver Klar, Pfeffersport Berlin

Oliver Klar, Pfeffersport Berlin
Oliver Klar war lange Inklussionskoordinator vom Pfeffersport Berlin.© Pfeffersport Berlin

Teilnehmer ohne Behinderung spielen mit

Britta Wistinghausen ist die Kinderschutzbeauftragte von Arminia Bielefeld:
„Gerade unsere Kinder haben schon richtig den Ehrgeiz, dass sie gewinnen - die Erwachsenen natürlich auch."
Der Fußball-Drittligist setzt bereits seit Längerem Zeichen, wenn es um Inklusion geht. So gibt es die Abteilung Rollstuhlsport bei den Ostwestfalen seit 2016.
"Das Schöne bei uns ist, dass wir inzwischen Mitglieder haben, die keine Behinderung haben und trotzdem Mitglied geworden sind und eben aus Spaß an der Freude in den Rollstuhl steigen.“

Was auch in anderen Vereinen inzwischen üblich ist. Gemeinsam wird trainiert und gespielt, gewonnen und verloren.
Luca Puppe ist einer der Trainer der Rollstuhlsportler bei Pfeffersport.

„Bei uns ist es so, dass wir verschiedene Sachen trainieren, also das Spiel in die Einzelteile zerlegen. Einmal die Rollstuhlfahrtechniken. Also, wie komme ich mit dem Rollstuhl schnell voran. Dann nehmen wir den Ball dazu. Das bauen wir dann immer weiter auf. Dann machen wir immer zum Schluss ein Abschlussspiel bei jeder Trainingseinheit.“

Ein Sportrollstuhl kostet 1.500 Euro

Bei Arminia Bielefeld ist der Stellenwert der Rollstuhlsportler durch den Abstieg der Fußballprofis in die 3. Liga sogar noch ein wenig gewachsen.

„Dadurch, dass wir in letzter Zeit sehr präsent sind und positive Sachen mit reinbringen, sind wir von den ganzen Abteilungen her im Moment ein bisschen das Zugpferd. Auch, weil wir viel machen, Spenden reinholen und in der Presse vor Ort bekannt sind.“

Ohne Spenden von Stiftungen oder Privatpersonen lässt sich der inklusive Sport nicht finanzieren. Ein Sportrollstuhl kostet nach Angaben von Britta Wistinghausen 1.500 Euro. Davon hat die Rollstuhlsport-Abteilung der Arminia derzeit 22.
Geld über Fördertöpfe zu bekommen, ist auch ein stetiges Thema beim SV Pfeffersport.

Inklusion braucht gute Rahmenbedingungen

Oliver Klar war lange Inklusionskoordinator des Vereins. Momentan betreut er ein Projekt zur Qualifizierung für Übungsleiter und Pädagogen.

„Inklusion beginnt eben nicht nur im Kopf, so häufig wie Verantwortliche aus Politik und Verbänden das darstellen. Für uns beginnt Inklusion in guten Rahmenbedingungen und Voraussetzungen, dass eben auch die Vereine Bock und Mut haben, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Da braucht es personelle Unterstützung, da braucht es finanzielle Unterstützung, da braucht es materielle Ressourcen. Wir haben auch schon aus der Berliner Politik Zeichen erhalten, dass bei den aktuellen Haushaltsverhandlungen noch mal nachjustiert wird. Ich hoffe, das da auch was kommt.“
Damit beispielsweise auch im kommenden Jahr der Wheel Soccer Cup in Berlin ausgetragen werden kann. Dann wird das Turnier sein zehnjähriges Bestehen feiern.

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