Inklusionssport bei den Hamburger Hockies

Alles ist möglich

05:37 Minuten
Hockeyspieler bei den Special Olympics 2017 in Graz
Die Hockies wollen Menschen zusammenbringen - mit und ohne Behinderung. © dpa / picture alliance / Erwin Scheriau
Von Thorsten Philipps · 05.03.2023
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Die Hockies sind ein Hockeyteam aus Hamburg, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben – gegründet vor über 30 Jahren. Die Idee hatten Eltern, die über die Lebenshilfe Hamburg und den Hockeyklub an der Alster zusammenkammen.
Die Freude der Auswahl-Spielerinnen und Spieler mit geistiger Behinderung ist riesengroß: bei jedem Torerfolg und auch nach jedem Trainingsspiel.

„Ich bin Stefan. Ich bin Torwart - und wir versuchen, alles zu halten.“

„Ich bin Verena und spiele überall, um zu gewinnen. Bei den Special Olympics.“

“Ich bin Tom Krohn. Ich freue mich sehr, hier dabei zu sein und freue mich jedes Mal auf das Training.“

Auch die Schwächeren mitnehmen

Trainer Sven Neuwerk freut sich mit seinen leistungsstarken Spielerinnen und Spielern. Für ihn zählt aber mehr als der Erfolg. Ihm ist es wichtig, alle mitzunehmen, auch die vermeintlich Schwächeren:

„Wir haben hier Philipp, der seit Anfang an dabei ist und der häufig im Spiel manchmal in die falsche Richtung spielt. Er kriegt das nicht hin.“

Beim ersten Special-Hockeyturnier des Jahres, das kürzlich beim Polo Club stattfand, waren Spieler wie Philipp nicht dabei.

Da hatte ich das Gefühl, da haben wir ein Spiel gemacht, ein richtig tolles Spiel gegen eine Berliner Mannschaft. Es sah aus, als ob es nicht Integrationshockey ist. Ich fand das nicht nur gut. Wenn ich an die Anfänge dachte, wo wir auch Leute dabei hatten, denen es noch viel schwerer gefallen ist, die froh waren, wenn sie den Ball überhaupt ein bisschen bewegen konnten.

Trainer Sven Neuwerk

Nicolai muss im Spiel gut zugeredet werden. Er läuft nicht alleine mit dem Ball am Schläger einfach los. Die Technik hat er zwar drauf, aber er traut sich nicht immer so richtig:

„Weil ich gerne im Team spiele, da bewege ich mich viel. Und das ist für mich hier ein Frühsport am Morgen. Da werde ich fit.“

Ganz anders sieht es bei den Auswahlspielerinnen und Spielern aus:
"Ich bin schon aufgeregt - und die Trainingslager machen immer Spaß. Es ist natürlich auch anstrengend. Hinterher bin ich immer kaputt oder habe Schmerzen in den Knochen. Aber es macht tierisch Spaß.“

Unterschiede zwischen National- und Spaßtraining

Verena kennt den Unterschied zwischen dem Nationaltraining in Köln und dem Spaßtraining hier in Hamburg:

„In Köln ist es so, da machen wir die Übungen, die wir machen sollen für die Special Olympics. Und dann zeigen sie uns, wie wir es richtig machen. Hier ist es mehr Spaß - und da ist es ernst.“

Durch Sport im Leben besser zurechtfinden

Neben dem Spaß soll der Sport den Hockies auch dabei helfen, sich besser im Leben zurechtzufinden und selbstbewusster zu werden. Nicolai arbeitet ehrenamtlich auch als Journalist und ist darüber sehr glücklich:

„Ich mache selber Radio bei einer inklusiven Redaktion. Andererseits schreibe ich Artikel und produziere Podcasts. Ich bin der Reporter für Sport für Special Olympics und für Behindertensport. Ich schreibe auch Artikel für die Lebenshilfe über Hockey.“

Menschen zusammenbringen als Auftrag

Lebenshilfe Hamburg war der erste Landesverband in Deutschland, gegründet vor über 60 Jahren. Es gibt viele verschiedene Sparten. Hockey ist nur eine.
Geschäftsführer Axel Grassmann hält es für einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen und Erfahrungen auszutauschen:

Da kann jeder mitspielen. Unser Schwerpunkt liegt darauf, dass das Menschen mit geistiger Behinderung sind, aber wenn jemand Lust hat mitzumachen, dann ist das alles völlig in Ordnung. Das gehört zusammen.

Lebenshilfe-Geschäftsführer Axel Grassmann

Die Hockies werden von Michael Krohn gemanagt.

„Ich habe früher in der Jugend selbst Hockey gespielt. Ist aber lange her. Und als wir für meinen Sohn, als er zehn war, eine Sportart gesucht haben, war es schwer. Beim Fußball war alles nur leistungsbetont. Tom hatte das Downsyndrom - und da war einfach nichts zu kriegen, wo er mitmachen wollte. Dann sind wir auf diese Hockies über die Lebenshilfe Hamburg aufmerksam geworden. Das ist schon 22 Jahre her.“

Treue Sportler bei den Hockies

Wenn der Vater von Tom über die Hamburger Hockies spricht, kommt er schnell ins Schwärmen.

„Das ist hier wirklich eine Sportveranstaltung. Die nehmen das ernst und machen das im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die sind auch durchgeschwitzt hinterher, die werden auch mal irgendwo besser. Und die sind vor allen Dingen sehr treu. Sie kommen jeden Sonnabend - wenn nicht, dann muss schon irgendetwas ganz Wichtiges passieren, dass sie nicht am Training teilnehmen.“

Auch Stefan lässt kein Training aus. Mit der Nominierung für das Special-Olympics-Team geht ein Traum in Erfüllung.

„Als ich das erste Mal gehört habe, wo ich nominiert worden bin, empfand ich das als eine große Ehre. Für mich ist das aufregend, so viele Leute zu sehen - im Olympiastadion in Berlin. Wann hat man die Chance, da mal wieder drinnen zu spielen oder einzulaufen?“

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