Wexford Opernfestival

Der verschleierte Prophet

Der Bariton Szymon Mechlinski
Er gab den Verschleierten Propheten beim Wexford Opera Festival - der Bariton Szymon Mechliński © Agentur Tact4Arts
Moderation: Volker Michael · 07.12.2019
Der irische Komponist Charles V. Stanford brachte seine orientalistische Oper "Der verschleierte Prophet" 1881 in Hannover heraus. Seitdem wurde sie kaum gespielt, das Wexford Opernfestival in Irland wagte sich jetzt an eine Neuinszenierung.
Al-Muqanna, der verschleierte Prophet, war eine historische Figur aus der Frühzeit des Islam. Der Perser aus Chorasan, dem heutigen Afghanistan, war Alchimist, Politiker und Gründer einer eigenen Konfession. In die Geschichte ging er als ein Anführer und Aufrührer ein, der sein Gesicht verschleiert hatte, wohl weil er bei einem chemischen Experiment entstellt worden war. Auf seiner Seite standen Bauern und arme Leute, er forderte die Zentralmacht der Kalifen von Damaskus heraus. Diese historische Gestalt fand Eingang in die orientalistische Literatur in Europa, unter anderem in Thomas Moores Märchensammlung "Laila Rookh", aus der sich schon Gaspare Spontini und Robert Schumann bedient hatten.

Opern aus der Zeit des Imperialismus

Zu Zeiten der kolonialen Kämpfe um Persien und Afghanistan im 19. Jahrhundert beschäftigten sich viele Briten mit den Legenden aus der Region. Das Königreich stritt dort mit dem russischen Zaren um Einfluss und Zugänge zu Rohstoffen und Verkehrswegen.
Der irische Komponist Charles Villiers Stanford komponierte 1879 als erste von insgesamt zehn Opern ein typisch orientalistisches Musikdrama mit eben jenem Titel "The Veiled Prophet" - das Werk kam als "Der verschleierte Prophet" zwei Jahre später erstmals in einer deutschen Fassung in Hannover auf die Bühne. In Britannien konnte Stanford niemanden für sein Erstlingswerk in dieser Gattung begeistern.
Das Wexford Opera House in Irland
Das Wexford Opera House in Irland© Wexford Opera Festival
Seitdem wurde das Werk kaum gespielt. Das Wexford-Opernfestival in Südwestirland wagte sich jetzt an eine Neuinszenierung des englischsprachigen Originals. Bei Stanford ist "Mokanna" eine negative Figur mit dämonischen Kräften, die auch die schönen Haremsdamen mit Zauberkunst zu manipulieren versteht. Am Ende jedoch steht sein Tod, die große Zentralmacht des Kalifen hat ihn und seinen Aufstand besiegt.

Musik mit orientalischem Parfum

Die Rolle des Verschleierten Propheten übernahm bei dieser konzertanten Aufführung der polnische Bariton Szymon Mechliński. Die romantische Hauptrolle des Kriegers Azim sang der britische Tenor Gavan Ring - seine Geliebte, die vom Propheten gefangen gehaltene Priesterin Zelika gab Sinead Campbell-Wallace. Das Musikdrama von Stanford, der als einer der wichtigsten britischen romantischen Komponisten gilt und vor allem mit seiner Chormusik "dem Land ohne Musik" die Ehre zurückgeben konnte, schwelgt in großen Gefühlen in einem eher traditionellen, nicht dem Wagner-Kult verfallenen Rahmen. Das Gute gewinnt in Stanfords Oper, "Allah sei Dank", wie es zeitgerecht im Libretto heißt. Das musikalische Setting ist schon eindeutig westlich, auch wenn der Komponist hie und da orientalische Farben anklingen lässt, die über das Maß eines Parfums aber nicht hinauskommen.
Wexford Festival Opera
O'Reilly Theater, Wexford
Aufzeichnung vom 28. Oktober 2019
Charles Villiers Stanford
"The Veiled Prophet of Khorassan" (Der verschleierte Prophet), Romantische Oper in drei Akten
Libretto: William Barclay Squire

Mokanna, der verschleierte Prophet - Simon Mechliński, Bariton
Selika, eine Priesterin - Sinead Campbell-Wallace, Sopran
Fatima, Hauptsklavin im Harem - Mairead Buicke, Sopran
Azim, ein junger Krieger - Gavan Ring, Tenor
Abdullah, Mokannas Sklave - John Molloy, Bass
Der Kalif Mahadi - Thomas D. Hopkinson, Bass
Ein junger Wächter - Dominick Felix, Tenor

Wexford Festival Chor und Orchester
Leitung: David Brophy

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