Wettbewerb "Europa im Film"

Die europäische Idee – in einer Urne im Meer versenkt

Adriana Altaras im Gespräch mit Johannes Nichelmann |
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Das Mittelmeer ist zum Massengrab geworden, in Polen wird das Abtreibungsrecht eingeschränkt, in Berlin werden Menschen durch die Pandemie obdachlos. Was ist das für ein Europa, in dem wir leben? Junge Filmemacher haben nach Antworten gesucht.
"Manchmal muss man nicht sofort eine Antwort haben. Manchmal reicht es auch, dass man mit der Kamera ganz nah ran geht", sagt die Schauspielerin und Autorin Adriana Altaras. Sie sitzt in der Jury des Kurzfilmwettbewerbs "Europa im Film" des Auswärtigen Amtes. 30 junge Filmemacherinnen und -macher von Filmhochschulen erzählen in ihren Beiträgen darüber, was gerade um uns herum geschieht.
"The battle for our voices" begleitet die Gründerin des polnischen Frauenstreiks, Natalia, in ihrem Kampf gegen das Abtreibungsverbot. Im fiktionalen Beitrag "Götterdämmerung" wird die europäische Idee in einer Urne im Meer versenkt – und das Schiff unter Europaflagge kentert. Und im Dokumentarfilm "Hotel Europa" wird die Situation von EU-Bürgern in Berlin behandelt, die im Zuge der Coronapandemie ihre Jobs verloren haben und nun obdachlos sind.

"Plötzlich ist Europa wieder voller Grenzen"

Manche Filme zeichnen sich durch eine cineastische Bildsprache aus, manche seien schmerzhafte Momentaufnahmen, sagt Altaras. Was sie aber alle eine, sei ihr politischer Charakter. Dies hänge auch damit zusammen, dass Grenzen für diese Generation unvorstellbar gewesen seien: "Und plötzlich ist Europa wieder voller Grenzen."
Die Schauspielerin ist beeindruckt von den Wettbewerbsbeiträgen. Diese zeigten, "dass sich die Filmemacher für sich, für uns, für unser Europa interessieren", sagt sie. Die positive Botschaft der Filme laute: "Wir sind Europa." Es gehe dem Filmnachwuchs also nicht nur um "kleine nationale Belange", sondern um "den größeren Gedanken".
(ckr)
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