Filmfestival DOK Leipzig

Am Ende siegt ein Leichtgewicht

06:45 Minuten
Eine Frau beim Gewichtheben - angefeuert von vielen Frauen im Hintergrund.
Die ZDF-Koproduktion "Lift like a girl" von Mayyee Zayed wurde als bester Langfilm im Deutschen Wettbewerb ausgezeichnet. © Mayye Zayed
Von Matthias Dell · 01.11.2020
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Das Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm ist zu Ende. "Lift like a girl", der Gewinnerfilm im Deutschen Wettbewerb über Gewichtheberinnen in Kairo ist hübsch anzusehen, aber zu oberflächlich und redundant, meint unser Kritiker.
"Wie schön, dass wir diese Veranstaltung nochmal hier alle zusammen im Kino stattfinden lassen können. Das wäre morgen eine andere Situation", sagte Julia Weigl, die Moderatorin der Preisverleihungszeremonie am Sonntagabend in Leipzig – in einem Kino: "Wir haben tatsächlich Leute im Publikum."

Gelaufen ist die 63. Ausgabe des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm allerdings hybrid, also auch online. In einem durchwachsenen Deutschen Wettbewerb entschied sich die Jury bei den Langfilmen für "Lift like a girl", den vom ZDF koproduzierten Film der ägyptischen Filmemacherin Mayye Zayed.
Ein Kameramann mit einer Kamera in einem leeren Kinosaal. Auf einem Sitz steht ein Monitor, auf dem ein Dokumentarfilm gezeigt wird.
Diese Ausgabe des "DOK Leipzig" fand sowohl vor Ort als auch im Netz statt.© Susann Jehnichen

Gewichtheberinnen in Kairo

Es geht um Mädchen, die unter Anleitung eines kauzigen Alten das Gewichtheben trainieren – auf einer Brache an einer viel befahrenen Straße in Kairo. Hübsch und einfühlsam fotografiert, aber als 90-minütige Beobachtung doch auch zu oberflächlich und redundant.
Von anderer Manier ist Jan Soldats Film "Erwin" im Deutschen Wettbewerb für Kurzfilme, denn hier wird permanent gefragt – nach Familie und Leben, das der 58-Jährige zumeist nackt vor den Webcams auf der Suche nach Internetbekanntschaften in seinem Wohnwagen neben dem Elternhaus verbringt.

Sorge um Leipziger Kinolandschaft

Wie sich die 64. Ausgabe von "DOK Leipzig" im nächsten Jahr gestalten wird, bleibt dagegen offen. Der neue Leiter Christoph Terhechte berichtete zwar von guten Erfahrungen mit Gesprächen, bei denen die Filmschaffenden wie ein Teil des Publikums online zugeschaltet werden. Der ehemalige Leiter des Berlinale-Forums sorgt sich aber auch um die Kinolandschaft, die im nächsten Herbst in Leipzig als Spielort noch zur Verfügung stehen wird.

Das gesamte Programm des diesjährigen "DOK Leipzig" ist noch für zwei Wochen online abrufbar. Dazu muss man sich gegen eine Gebühr registrieren lassen.

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