Weltstar als Minister

Von Martina Zimmermann · 22.09.2012
Bisher nannten seine Fans Youssou N’Dour liebevoll "You". Heute ist "Monsieur le ministre" die richtige Anrede. Denn seit sechs Monaten ist er Kultur- und Tourismusminister von Senegal. Auf der Pariser Tourismusmesse Top Resa machte er Werbung für sein Land.
Senegal sei ein Hafen des Friedens, heißt es in dem Werbefilm, den Youssou N’Dour vorstellt. Ein Reiseziel mit 700 Kilometer Küste und 400 Kilometer feinem Sandstrand. Die Sonne scheint das ganze Jahr und man kann das ganze Jahr baden.

Der Herr Minister ist auf die Pressekonferenz in Paris mit einem Dutzend wichtiger Verantwortlicher im Tourismusbereich gekommen. Sie haben alle ein Ziel: Senegal soll wieder ein beliebtes Reiseland werden. Denn in den letzten Jahren ist die Urlauberzahl zurückgegangen auf weniger als eine halbe Million. Der frühere Präsident Wade habe nichts für den Tourismus getan, kritisiert Youssou N’Dour. Nun setzt er sich höchstpersönlich dafür ein:

"Auf diese Messe zu kommen ist für mich, als ob ich im Studio ein Album gemacht habe und danach die Promotion mache mit der Plattenfirma, damit dieses Album auch gekauft wird. Ich fühle mich total wohl hier, wenn ich das Reiseziel Senegal verkaufe! Früher stand ich morgens auf und flog in drei Länder um meine Alben zu verkaufen. Für mein Land bin ich bereit, morgens aufzustehen und in zehn Länder, in die ganze Welt zu reisen, um dafür zu werben. Denn es ist ein wundervolles Land."

Spricht's und preist die Vorzüge von Senegal: das Volk und seine Gastfreundschaft, Strände und Meer, Naturparks und Städte und natürlich die Kultur! Stimmt, er ist ja auch Kulturminister. Wie macht man denn Kulturpolitik in Krisenzeiten, wenn nicht viel Geld da ist?

"Wir machen Reformen in Senegal. Das Gesetz über Mäzenatentum sieht zum Beispiel vor, dass Unternehmen dem kulturellen Sektor helfen können und dafür Steuervergünstigungen bekommen. Wenn diese Reformen umgesetzt sind, werden sie Auswirkungen haben für den Tourismus und vor allem für die Kultur.

Wir sind auch dabei zu sehen, wo wir zum Beispiel Festivals oder große Events organisieren, die Touristen anziehen."

Am Samstag vor zwei Wochen sorgte Youssou N’Dour im Theater in Dakar für die Sensation, als er im weißen Anzug auf die Bühne stieg und sang. Seit Oktober letzten Jahres war er nur einmal aufgetreten, um den Sieg von Präsident Macky Sall zu feiern. Nun sang Youssou N’Dour auf dem Solidaritätskonzert mit anderen senegalesischen Stars, mit Thione Seck, Omar Pene und Ismael Lo. Die für Senegal sehr hohen Eintrittspreise ab umgerechnet 76 Euro brachten insgesamt 150.000 Euro für die Opfer der Regenfluten, die dreizehn Tote gekostet und weite Landesteile und Vororte von Dakar überschwemmt haben.

Ein Konzert im Pariser Louvre zur Einweihung der Abteilung der Künste des Islam hat der Minister hingegen wieder abgesagt:

Er singe nur in Ausnahmefällen, erklärt Youssou N’Dour:

"Ich habe doch sehr viel Arbeit, habe den Kopf nicht frei, um mich auf ein Konzert vorzubereiten. Auch kann ich meinen Landsleuten keine Konkurrenz machen und mit Konzerten Geld verdienen. Selbst wenn man als Minister nicht im Paradies lebt, verbiete ich mir so was aus moralischen Gründen."

Gerade in Afrika hat Musik immer eine große Rolle gespielt und bei zahlreichen Kämpfen für Freiheit und Selbstbestimmung zur Bewusstwerdung beigetragen. Auch Youssou N’Dour hat in seinen Songs viele Probleme angesprochen. Kann er nun als Minister mehr verändern denn als engagierter Sänger?

"Wir wenden uns mit unserer Musik seit 30 Jahren ans Volk und auch an die Mächtigen. Wir haben gemerkt, dass man nicht auf uns hört, dass die Leute andere Prioritäten haben oder andere Vorstellungen. Heute haben wir uns, Gott sei Dank, in der Politik engagiert und sind auf verantwortungsvollen Posten, auf denen wir agieren können. So kommen wir tatsächlich viel schneller voran."

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