Ein Musiker, der anpacken will

Von Martina Zimmermann · 05.04.2012
Eigentlich wollte er Präsident werden, nun ist er immerhin Kulturminister seines Landes: Der Senegalese Youssou N’Dour, eine der schönsten Stimmen der Welt und wohl der bekannteste Senegalese weltweit.
Mit seiner "Mbalax" genannten senegalesischen Musik füllt er die größten Konzerthallen.

In Deutschland ist er vor allem mit seinen Duos mit Peter Gabriel, Sting oder Neneh Cherry bekannt. Alles, was er anpackt, gelingt ihm, sogar sein Eintritt in die Politik. Erst im Januar wollte er Präsident werden, da ließ ihn zwar der Verfassungsrat nicht als Kandidaten zu, aber Youssou N’Dour wurde in den Augen der Welt zum bekanntesten Oppositionellen des 85Jährigen Präsidenten Wade. Der Popstar zeigte sich auf Demonstrationen, wurde sogar am Fuß verletzt. Nach dem ersten Wahlgang rief er wie die zwölf offiziellen Oppositionskandidaten dazu auf, den bisherigen Präsidenten Wade abzuwählen und machte für den heutigen Staatschef Macky Sall Wahlkampf. Der ernannte ihn nun zum Kultur- und Tourismusminister Senegals:

"Die Kultur wird organisiert werden. Die 20 vergangenen Jahre haben wir Künstler viel geschaffen im Kulturbereich, aber es hat nie eine kohärente Kulturpolitik gegeben. Präsident Wade hatte in zwölf Jahren mindesten neun oder zehn Kulturminister. Ihm war die Kultur nicht wichtig, er hat Leute aus politischen Gründen ernannt."

Was Youssou N’Dour nun konkret tun wird, wird sich zeigen. Eines ist sicher: Für ein Land, das nur knapp zwölf Millionen Einwohner hat, hat Senegal ganz schön viele bekannte Künstler. Schon der erste Staatspräsident Leopold Sedar Senghor war Poet und Mitglied der Pariser Académie Française; heute sorgen Musiker, Skulpteure und Schriftsteller für internationalen Ruf – Musiker wie Baaba Maal, Cheikh Lô, Ismael Lo sind auch in Europa beliebt, ganz wie der Skulpteur Ousmane Sow oder die Schriftstellerin Ken Bugul. Auch die prächtigen Kleider, die Youssou N’Dour als Sänger auf der Bühne trug, stammen von senegalesischen Designern. Eines hat der neue Kulturminister versprochen:

"Mein Job bedeutet 10 Prozent Inspiration und 90 Prozent Arbeit. Ich will mit kompetenten Leuten arbeiten und ich glaube, es wird auf jeden Fall besser sein als was wir vorher hatten. Wie viel Geld gaben diese Leute auf Staatskosten aus? Ich werde das nicht tun. Dann habe ich mehr Geld für die Menschen."

Der internationale Popstar ist ein Kind des Volkes. Youssou N’Dour kämpfte sich von der Pieke auf zum Erfolg. Der 52jährige wuchs in der Medina auf, einem volkstümlichen Viertel in Dakar. Er ging nicht lange auf die Schule, riss von zuhause aus, weil sein Vater nicht wollte, dass er Musik macht. Letztendlich gab ihm der Erfolg Recht. Youssou N’Dour machte seinen Mbalax-Musikstil zur beliebtesten Musik in Senegal.

Als er ab Ende der 1980er Jahre internationalen Erfolg erlangte, blieb der Sänger in seiner Heimat, anders als viele seiner Kollegen, die sich in Paris oder London niederließen. Er baute in Dakar ein Aufnahmestudio, das er zunächst für sich allein nutzte und dann auch an Kollegen vermietete. Schon lange gehört ihm auch eine Produktionsfirma, in der er junge Talente vermarktet. Der erfolgreiche Unternehmer vergibt seit 2007 auch Mikrokredite an Marktfrauen und besitzt zudem ein Medienimperium, Futur Media, mit Zeitung, Radio und Fernsehen.

TFM heißt der beliebte Fernsehsender, eine Mischung aus aktueller Information, Kultur und Sport. Hier arbeiten 180 Mitarbeiter, davon rund 30 junge Journalisten. Youssou N’Dour behauptet, sich auch als Minister nicht in die Programme einmischen zu wollen:

"Mit meiner Mediengruppe wollte ich gegen Arbeitslosigkeit kämpfen. Ich habe Arbeitsplätze geschaffen, das war nützlich und ich habe professionellen Journalisten Arbeit gegeben. Meine Medien haben einen guten Ruf. Es gibt sie seit acht Jahren, wir sind Nummer eins, wir waren immer unparteiisch. Ich habe mich nie eingemischt, denn ich habe berühmte Journalisten eingestellt."

Als er seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten ankündigte, warfen Kritiker N’Dour mangelnde politische Erfahrung vor oder auch, dass er nicht lange in die Schule gegangen ist. Am neuen Kulturminister prallt solche Kritik ab - schließlich ist er vom Fach! Als engagierter Popstar verfügt er zudem über ein beeindruckendes Adressheft, und dass er als eine Art Aushängeschild den Tourismus in Senegal neu belebt, ist zu hoffen!
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