Weltraumtouristen, Raketen-Ruß und stratosphärische Besonderheiten

Von Volker Mrasek |
Es sind im Wortsinne hochfliegende Pläne: Unternehmer wie der Brite Richard Branson wollen schon in zwei Jahren die ersten privaten Weltraumflüge organisieren und Touristen am äußeren Rand der Atmosphäre um die Erde gondeln lassen. Die Pioniere träumen von vielen betuchten Kunden und zwei Raketenstarts pro Tag.
Kritik an der Umweltbelastung durch solche Luxus-Missionen kontern sie mit dem Hinweis auf neuentwickelte "Hybridmotoren", die effizienter seien als herkömmliche Kerosin-Triebwerke. Doch so harmlos sind die Touri-Trips Richtung Weltraum dann wohl doch nicht. In einer neuen Studie verweisen US-Forscher jetzt darauf, dass die Charter-Raketen während ihres Aufstiegs große Mengen Ruß in die Stratosphäre blasen, das zweite Stockwerk der Erdatmosphäre.

Dort, über den Wolken, verharren die Partikel jahrelang, weil kein Regen sie auswäscht, und beeinflussen das Klima. Bei tausend Starts pro Jahr käme es infolge der stratosphärischen Schmutzschleier zu einer Erwärmung und zusätzlichen Eisverlusten in der Arktis, wie die US-Forscher im Computermodell simulierten. Die Klimawirkung der weltraumtouristischen Ruß-Emission wäre sehr bald so groß wie die des gesamten heutigen Flugverkehrs, sagen die Wissenschaftler.

Die Stratosphäre ist nicht nur Hort der Ozonschicht, die das Leben auf der Erde vor der energiereichen UV-.Strahlung der Sonne schützt. Sie hat auch einen größeren Einfluss auf unser Wetter, als man lange Zeit vermutet hat. Und schließlich: Wenn Vulkane ausbrechen und ihre Asche- und Schwefelwolke die Grenze zur Stratosphäre durchbricht, hat das ebenfalls Folgen fürs Klima. Denn wie der Raketen-Ruß verbleiben auch die vulkanischen Schwefelpartikel länger in diesen Sphären und blocken das einfallende Sonnenlicht ab. Dadurch kommt es zu einer Abkühlung.
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