Weltkulturerbe Speicherstadt und Kontorhausviertel

UNESCO-Ehren für Hamburg

Hamburgs Speicherstadt bei Nacht.
Hamburgs Speicherstadt bei Nacht. © dpa/picture-alliance/Axel Heimken
Von Christiane Habermalz · 05.07.2015
Es ist das erste Weltkulturerbe für Hamburg und die 40. Stätte in Deutschland: Die Speicherstadt und das Kontorhausviertel werden in die Liste der UNESCO aufgenommen. Die Hamburger seien sich der der großen Ehre bewusst, so die Kultursenatorin Barbara Kisseler.
Hamburg hat seine erste Weltkulturerbestätte: Die Speicherstadt und das angrenzende Kontorhausviertel mit dem Chilehaus werden in die Liste der herausragenden Kulturdenkmäler der Welt aufgenommen.
Enttäuschung dagegen in Sachsen-Anhalt: Der Naumburger Dom mit seinen einzigartigen mittelalterlichen Stifterfiguren und die angrenzende Saale-Unstrut-Region ging leer aus. Die Bewerbung habe Schwächen gehabt, es sei zu wenig originale Bausubstanz erhalten, so die Kritik. Doch zumindest gab es keine Totalablehnung, wie viele das nach der negativen Empfehlung des internationalen Denkmalrates ICOMOS befürchtet hatten. Naumburg bekam die Chance, seine Bewerbung noch einmal nachzubessern. In Hamburg dafür war die Freude umso größer:
"Ich möchte ICOMOS und Ihnen allen für ihr positives Votum danken, im Namen des Hamburger Senates und im Namen aller Hamburger",
sagte Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler in ihrer Dankesrede vor den Delegierten.
Ehrung und Verpflichtung
Außenminister Frank-Walter-Steinmeier gratulierte Bürgermeister Olaf Scholz per Twitter. Doch die Ehrung ist auch Verpflichtung – ausgerechnet Hamburg ist bislang wenig zimperlich mit seinem architektonischen Erbe umgegangen. Ging es um Stadtausbau und Bürokomplexe, war man in der Hansestadt schnell mit der Abrissbirne bei der Hand. Kultursenatorin Kisseler versprach, verantwortungsvoll mit dem Titel umzugehen.
Barbara Kisseler: "We are aware of this great honor and we will be happy to resume the responsibility to protect and convey this heritage."
Wir sind uns der großen Ehre bewusst, und der Verantwortung die darin liegt, dieses Kulturerbe zu bewahren.

"We feel really happy. Thank you so much!"
Erstes Büroviertel Europas
Die Speicherstadt mit ihren 15 Gebäuden in neogotischer Backsteinbauweise gilt als das größte zusammenhängende und einheitlich geprägte Waren- und Kontorhausensemble der Welt. Ausschlaggebend für die positive Bewertung der UNESCO war, dass das Areal bis heute historisch unverändert erhalten sei. Die Stätte symbolisiere auf einzigartige Weise die Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, hieß es zur Begründung.
Gebaut wurde die Speicherstadt zwischen 1885 und 1927 auf einer Inselgruppe in der Elbe. Die Lagerhäuser und kleine Nebengebäude sind durch Straßen, Wasserstraßen und Brücken miteinander verbunden. Das benachbarte Kontorhausviertel mit den Hafenbüros und den Geschäftsräumen der Reedereien wurde in den 20er und 30er Jahren erbaut. Es ist das erste Büroviertel in Europa. Berühmt ist das von Fritz Höger errichtete Chilehaus mit seiner an einen Schiffsbug erinnernden Spitze. Mit seinen Backsteinfassaden gilt es als Ikone des "Klinkerexpressionismus".
Eine Sammelbewerbung zur Wikingerkultur mit deutscher Beteiligung hat es wie Naumburg nicht auf die Welterbeliste geschafft. Deutschland war mit dem Wikingerhandelszentrum Haithabu und den Verteidigungswällen des Danewerk in Schleswig-Holstein an dem Antrag von fünf Ländern beteiligt. Auch dieser Antrag darf nachgebessert werden.
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