Welthurentag

„Wir wollen für uns selber sprechen“

05:50 Minuten
Eine Frau hat bei einem Pressetermin des Bundesverbandes Sexuelle Dienstleistungen e.V. einen roten Schirm über sich, auf dem "Sexarbeit ist Arbei" steht.
Nicht über, sondern miteinander sprechen: Um falsche Vorstellungen über Sexarbeit abzubauen, fordert Johanna Weber einen runden Tisch mit Politikern. © picture alliance / dpa / Britta Schultejans
Johanna Weber im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 02.06.2022
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Seit 1975 wird am 2. Juni der Welthurentag begangen. Dabei geht es um die Rechte von Sexarbeitenden. In Deutschland steht vor allem das Prostituiertenschutzgesetz in der Kritik, sagt Berufsverbandssprecherin Johanna Weber.
Sexarbeit ist mit einem Stigma belegt. Um das zu ändern, gibt es seit 1975 den Welthurentag. Es gehe darum, dass ihr Beruf als ganz normal angesehen wird, sagt Johanna Weber. Die 54-Jährige ist selbst Sexarbeiterin und die politische Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.

Runder Tisch zu Sexarbeit

„Wir wollen den Tag dazu nutzen, um zu sagen: 'Wir wollen für uns selber sprechen.'" Man könne selbst sagen, wo die Probleme liegen und was man benötigt, unterstreicht Weber. Dazu gehöre auch, bei politischen Entscheidungen mit einbezogen zu werden. Allzu oft würden Menschen für Sexarbeitende sprechen, "die meinen zu wissen, was  gut für uns ist".

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Daher plädiert Weber für einen runden Tisch mit dem Bundesfamilienministerium und den Ländern: "Es gibt viele falsche Bilder in den Köpfen der Menschen und auch der Politiker. Diese Emotionen sind keine gute Grundlage für politische Entscheidungen."
In der Kritik ihres Verbandes steht vor allem auch das Prostituiertenschutzgesetz von 2016, so die Sprecherin. Zum einen sei es notwendig, bei den gewerberechtlichen Regulierungen nachzubessern. Gar nicht zufrieden zeigt sich Weber mit der Registrierungspflicht für die Sexarbeitenden, die eben vorschreibe, dass sie einen „Hurenausweis“ mit sich führen müssen.

Zwang und emotionaler Druck

„Das trägt überhaupt nicht zur Normalisierung bei und hilft nicht, Menschen zu retten, die diesen Job nicht machen wollen oder sollten." Wenn es darum gehe, Menschen zu helfen, die unter Zwang arbeiteten, dann müsse man diese auch in dieser Situation abholen, unterstreicht Weber.
Oftmals stehe hinter diesen Zwangsverhältnissen „ganz viel emotionaler Druck“, so die Sexarbeiterin. Daher sei „aufsuchende Hilfe“ notwendig. Manchmal müsse dafür eben bis zu fünf Mal in Bordelle gegangen werden, damit sich die Opfer schließlich offenbaren und anvertrauen würden.
(rzr)
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