Weltensammler

Sie sind wahlverwandte Schriftsteller und Kosmopoliten: Nuruddin Farah, einer der bekanntesten afrikanischen Autoren, geboren in Somalia, der seit über 30 Jahren als Flüchtling in Italien, Nigeria, Australien oder den USA lebt, und Ilija Trojanow, geboren in Bulgarien, zu Hause in Kenia, Deutschland, Indien und Südafrika.
Trojanow hat dem älteren Kollegen seinen preisgekrönten Roman "Der Weltensammler" gewidmet. Darin erzählt er von dem Exzentriker Richard Francis Burton, der als britischer Kolonialoffizier nach Indien kam und von der dortigen Kultur fasziniert war. In unterschiedlichen Verkleidungen unternahm er viele Reisen, später auch nach Arabien und nach Afrika. Um dieser Figur und damit dem Gegenstand seines Romans so nahe wie möglich zu kommen, vollzog Trojanow diese Reisen teilweise zu Fuß nach und entdeckte dadurch neue Möglichkeiten der Wahrnehmung.

Farah beschreibt in seinem zuletzt auf Deutsch erschienenen Roman "Links", wie der einst ins Exil gezwungene Protagonist Jeebleh nach über zwanzig Jahren die vom Bürgerkrieg zerrissene Hauptstadt Mogadischu erlebt und sich dort doppelt fremd fühlt.

Wie verändert sich das Bekannte, die Heimat, wenn man wie Farah seit Jahrzehnten nicht mehr dort lebt aber immer noch darüber schreibt? Wie verändert sich die Wahrnehmung, wenn man sich wie Trojanow dem Fremden aussetzt? Welche Möglichkeit bietet dabei die Literatur? Und wo beginnt die Phantasie?