Wechselmodell für Kinder

Eine Woche bei Mama, eine Woche bei Papa

05:30 Minuten
Illustration:Eltern getrennt von ihrem Sohn durch ausgefranstes Seil, dass gleich reißen könnte.
Bei wem lebt das Kind, wenn die Beziehung zerbricht? Wer zahlt wie viel an wen? Fragen, die neu geregelt werden sollen. © imago/Ikon Images/Gary Waters
Daniel Föst im Gespräch mit Ute Welty · 20.11.2019
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Auf dem Prüfstand stehen Sorgerecht und Umgangsrecht, die Bundesregierung hat Reformen angekündigt. Der FDP-Politiker Daniel Föst plädiert dafür, dass sich Mutter und Vater nach einer Trennung gleichberechtigt um die Kinder kümmern.
Das Sorge- und Umgangsrecht für Kinder aus Trennungsfamilien soll reformiert werden. Das hat jetzt eine beim Bundesjustizministerium angesiedelte Gruppe von Experten empfohlen.
Gestritten wird darüber schon länger. Die gesetzlichen Regelungen müssten der Vielfalt heutiger Familienverhältnisse und Betreuungsformen getrennt lebender Eltern und ihrer Kinder besser Rechnung tragen und individuelle Lösungen für die jeweilige Familie ermöglichen, heißt es nun. Auch die Unterhaltsfrage soll neu geregelt werden.

Hauptsache, man ist füreinander da

Im Gespräch ist derzeit unter anderem das sogenannte "Wechselmodell", nach dem sich die Eltern Erziehung und Versorgung der Kinder gleichberechtigt teilen. Die Reform der rechtlichen Rahmenbedingungen wird nicht nur von der Großen Koalition für nötig befunden - auch andere Parteien sehen Handlungsbedarf.
Das Foto zeigt den bayerischen FDP-Vorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Daniel Föst bei einer Rede im Bundestag.
Komplettpaket aus Umgangs-, Sorge- und Unterhaltsrecht: der bayerische FDP-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Daniel Föst.© dpa / picture alliance / Arne Immanuel Bänsch
Es gebe inzwischen die unterschiedlichsten Familienmodelle in Deutschland, sagt der FDP-Bundestagsabgeordnete Daniel Föst: "Hauptsache, man ist füreinander da und übernimmt Verantwortung." Es sei inzwischen völlig normal, dass sich Frauen und Männer Erziehung und das Geldverdienen teilten. Nach einer Trennung lebe dann aber wieder - durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen - ein altes Familienbild auf: "Einer erzieht, einer zahlt."
Das sei falsch, sagt Föst - "und hilft dem Kind auch nicht". Studien zeigten, dass es am besten für das Kind sei, wenn auch nach einer Trennung beide Elternteile noch präsent seien. Föst fordert einen Paradigmenwechsel in der Familienpolitik. Nach der Trennung sollten Kinder gemeinsam von den Eltern erzogen werden: "Das bedeutet, eine Woche bei Papa, eine Woche bei der Mama, oder auch 30:70."

Das derzeitige Modell ist streitanfällig

Momentan gebe es hingegen ein Modell, das sehr streitanfällig sei: "Es wird in der Regel vor Gericht, mit Gutachtern - das Jugendamt ist oft dabei - um jede einzelne Minute, jeden einzelnen Tag, jede einzelne Stunde Umgang gekämpft. Und diese hoch konfliktträchtige Situation schadet den Kindern sehr stark."
In anderen Ländern sei mit der Einführung des Wechselmodells als Leitbild die Konfliktträchtigkeit deutlich zurückgegangen, betont Föst. Es sei gut, dass die Regierung eine Reform angekündigt habe, sagt der bayerische FDP-Vorsitzende. Es müsse aber ein Komplettpaket aus Umgangs-, Sorge- und Unterhaltsrecht geben.
(ahe)
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