Webserie "Homo Digitalis"

Digitale Freunde und Sexroboter

Die Webserie "Homo Digitalis" auf der Arte-Homepage
Die Webserie "Homo Digitalis" auf der Arte-Homepage © Screenshot von arte.tv
Matthias Finger im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 18.10.2017
In der Webserie "Homo Digitalis" des Bayerischen Rundfunks untersucht eine Reporterin, wie sich die Digitalisierung auf unser Leben auswirken wird: Ersetzen digitale Freunde andere Menschen und Sexroboter körperliche Nähe? Die Serie fordere dazu auf, sich eine Meinung zu bilden, sagt Journalist Matthias Finger.
Die neue Webserie des Bayerischen Rundfunks "Homo Digitalis" geht diversen Fragen der digitalen Zukunft nach, wie zum Beispiel: Werden wir überhaupt noch andere Menschen brauchen, wenn wir genug digitale Freunde haben? Sex mit Sexrobotern besser finden als echten? Unseren eigenen Körper hacken? Die Serie besteht aus sieben Episoden, acht bis zehn Minuten lang, in denen eine Reporterin die digitale Zukunft erforscht. Außerdem gehört der Test "Wie lange bist Du noch Mensch?" dazu. Hier geht es darum, ob man eher der analoge oder digitale Typ ist, ob man sich zum Beispiel Organe aus 3-D-Druckern implantieren lassen würde.
Die Reporterin untersucht in den Episoden der Serie die Auswirkungen der Digitalisierung auf verschiedene Bereiche unseres Lebens - zum Beispiel Arbeit, Gesundheit, Freizeit, Freundschaft und Liebe. Die Macher der Webserie sind um die ganze Welt gereist und haben Vordenker in Sachen Digitalisierung befragt – von Chemnitz bis Tokio.

"Bester Sex mit dem Sexroboter"

In einer der Folgen erklärt etwa der Futurologe Ian Pearson: "Den besten Sex deines Lebens wirst du mit Sexrobotern haben. Die Dinger zapfen dein Nervensystem an. Sie bekommen Feedback und wissen so, was dir gefällt - bis du maximal erregt bist."
Laut Statistik haben Westeuropäer immer weniger Sex, erklärt Journalist Matthias Finger, der sich die Serie schon mal angeschaut hat, den Hintergrund zum Sexroboter. Beziehungen seien stark virtuell geprägt etwa durch Kommunikation über soziale Netzwerke. "Körperliche Nähe ist da nicht mehr so wichtig. Da empfiehlt sich der Sexroboter als gute Ergänzung", so Finger.
Ziel der Webserie sei es zu polarisieren, erklärt Niels Otte von der Bilderfest GmbH. Die Produktionsfirma hat das Projekt mit dem Bayerischen Rundfunk umgesetzt – unter Mitarbeit von Arte und dem ORF. Zu den wissenschaftlichen Partnern gehört etwa das Fraunhofer-Institut. "Wir wollten bewusst leicht überspitzen und zeigen, was da mal sein könnte an extremen Sachen. Wir wollen zeigen, wie Technik uns helfen kann, und dann im zweiten Schritt erklären, welche Nebenwirkungen das haben kann." Da solle sich dann jeder selbst ein Bild machen, ob er das für erstrebenswert hält oder nicht, so Otte.

Fazit: eigene Meinung bilden

Optisch mache die Serie einen hochwertigen Eindruck, erklärt Journalist Matthias Finger. "Schnell geschnitten. Viele Computeranimationen. Eine Reporterin steuert eine Drohne mit purer Gedankenkraft. Und sie ersetzt eine Freundin, die weit weg wohnt, durch eine künstliche Intelligenz."
Das Fazit, das sie Serie ziehe, sei: "Angststarre ablegen, endlich in die Puschen kommen und eine eigene Meinung bilden", so Finger.
Im kommenden Jahr kommt die Serie dann auch ins Fernsehen - inklusive der Ergebnisse des Selbsttests.
(abr)
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