Webseite Ecosia will Hambacher Forst kaufen

Inszenierte PR oder sinnvoller Umweltschutz?

Demonstration am Hambacher Forst am 6. Oktober 2018
Demonstration gegen RWE am Hambacher Forst: Jetzt wollen Aktivisten dem Konzern den Wald sogar abkaufen. © dpa/Christophe Gateau
Christian Kroll im Gespräch mit Axel Rahmlow · 09.10.2018
Der Hambacher Forst ist für viele zu einem Symbol für den Widerstand gegen die Braunkohle geworden. Nach dem vorläufigen Rodungsstopp wollen die Betreiber der Suchmaschine Ecosia dem Energiekonzern RWE nun den Wald abkaufen.
Die Suchmaschine Ecosia hat RWE ein Angebot über eine Million Euro für die verbliebenen 200 Hektar Wald gemacht. Am Dienstagmorgen habe das im Umweltschutz engagierte Unternehmen per Fax ein Angebot an den Energiekonzern geschickt.
Das Angebot sei gültig bis zum 31. Oktober, heißt es in dem Schreiben an RWE-Chef Rolf Martin Schmitz. Die Suchmaschine hat nach eigenen Angaben acht Millionen Nutzer. Die Einnahmen von Anzeigenkunden verwendet das Unternehmen nach eigenen Angaben dafür, Bäume zu Pflanzen.
Viel Lob in den sozialen Netzwerken. Viele Kommentare a la: "Heute zum ersten Mal gehört, gute Sache." Auch viele Nachrichtenseiten berichteten darüber. Also eine gelungene Aktion der PR-Abteilung?


Die Idee sei ihnen vor etwa zwei Wochen bei einem gemeinsamen Bier gekommen, sagte Christian Kroll, Gründer der grünen Suchmaschine Ecosia, im Deutschlandfunk Kultur.
"Was können wir denn noch so machen? Weil wir hatten vorher eine Initiative gestartet, in dem wir unsere Nutzer aufgerufen hatten, doch einfach zu einem Ökostromanbieter zu wechseln. Und das hat relativ gut funktioniert. Das wurde auch aufgegriffen und habe dann auch mehrere Leute getan. Dann haben wir überlegt, was wäre ein guter nächster Schritt? Dann kam irgendwie die blöde Idee, lass uns den Wald doch einfach kaufen."

"Wir haben ein bisschen Cash-Reserven"

Aus der bierseligen Überlegung sei dann schnell konkretes Handeln geworden.
"Wenn wir das machen würden, dann würden wir wirklich ein massives Zeichen gegen den Braunkohleabbau in Deutschland setzen. Uns war zwar klar, dass das wahrscheinlich sehr teuer werden würde, wenn man dann so etwas macht. Aber wir sind in der glücklichen Lage, auch ein bisschen Cash- Reserven zu haben. Das heißt, wir haben ein bisschen durchgerechnet: Was hat denn RWE damals dafür bezahlt und wieviel müsste man den zahlen, damit sie jetzt zumindest nicht mit einem Verlust aus der Sache rausgehen. Und so sind wir bei einer Million Euro gelandet."

RWE hat bereits geantwortet

Man freue sich über die PR. "Die nehmen wir natürlich gerne mit." Aber sie hätten nicht damit gerechnet, dass das solche Wellen schlagen würde, sagte Christian Kroll. Mit der Aktion solle weiter Druck auf RWE aufgebaut werden. Das Unternehmen solle sich nicht aus der Situation schleichen und das Ganze aussitzen können.
"Es geht uns aber eher um die Diskussion. Was passiert jetzt mit dem Wald", sagte Christian Kroll.
RWE habe auf das Angebot bereits reagiert - und nein gesagt, so Kroll. Man habe aber auch nichts anderes erwartet.
"Ich glaube, irgendwann wird RWE in eine Situation kommen, in der sie einsehen müssen, dass Braunkohleabbau nicht mehr ins 21. Jahrhundert passt."
jde
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