Was der Fridays-for-Future-Protest bewirkt

"Mama, warum hast schon wieder Käse in der Plastikverpackung?"

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Fridays-for-Future-Plakat
"Ihr habt unsere Zukunft in euren Händen". Schülerinnen und Schüler demonstrieren für eine bessere Umwelt- und Klimapolitik. © picture alliance / Hinrich Bäsemann
Ebru Taşdemir im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 14.03.2019
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Von wegen wirkungsloser Protest: Seit jeden Freitag Schüler für eine bessere Klimapolitik demonstrieren, ist das Thema Klimaschutz in "ganz vielen Familien" angekommen, sagt die Journalistin Ebru Taşdemir. Auch als Mutter kann sie ein Lied davon singen.
"Fridays for Future" wird global: In mehr als 90 Ländern wollen am morgigen Freitag Schülerinnen und Schüler auf die Straße gehen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
Die Journalistin Ebru Taşdemir unterstützt den Protest voll und ganz:
"Ich finde es toll, dass sich da immer wieder junge Leute auf die Straße stellen und sagen: so und nicht weiter", betonte sie im Deutschlandfunk Kultur. "Ohne den Druck auf der Straße gibt es eben kein Weiterkommen."
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg spricht auf einer Bühne in ein Mikrofon. Im Hintergrund stehen viele demonstrierende Menschen und halten Banner in die Luft. 
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die die Proteste initiiert hat, bei der "Fridays for Future"- Demonstration in Hamburg am 1. März 2019.© imago / Chris Emil Janßen
Kritikern, die in den Protesten lediglich ein belangloses popkulturelles Phänomen sehen, hält die Journalistin entgegen, dass die Proteste durchaus etwas bewirken. Früher habe man sich zwar vielleicht mal vorgenommen, weniger Plastikbecher zu benutzen und ähnliches. "Aber jetzt ist es plötzlich ein Thema in ganz, ganz vielen Familien. Es hat wirklich einen gesellschaftlichen Drive, würde ich sagen."

Ein großes Thema am Abendbrottisch

Diesen "Drive" spürt Ebru Taşdemir auch bei sich zuhause: "Ich sehe es ja bei meinen eigenen Kindern, plötzlich ist das ein ganz, ganz großes Thema bei uns, auch am Abendbrottisch", sagt sie. "Mama, warum hast du schon wieder den Käse in der Plastikverpackung? Solche Geschichten kriege ich immer wieder serviert. Und sie haben total recht, weil, es ist die Bequemlichkeit, die uns dazu treibt."
Die Publizistin Ebru Taşdemir
Plädiert für Verzicht: die Publizistin Ebru Taşdemir© Foto: Bettina Fuerst-Fastre
Ohne Bereitschaft zum Verzicht wird der Journalistin zufolge Klimaschutz allerdings nicht funktionieren. "Natürlich müssen wir ein wenig auf diesen Wohlstand, den wir jetzt haben, verzichten", sagt sie. Warum nicht zum Beispiel wieder autofreie Sonntage einführen? "Ein wenig weniger ist mehr. Das sollte vielleicht der Leitsatz werden."
(uko)

Ebru Taşdemir studierte Publizistik und Turkologie an der FU Berlin. Sie arbeitet als freie Redakteurin für die taz und engagiert sie sich ehrenamtlich bei den Neuen Deutschen Medienmachern, einem Zusammenschluss von Journalisten mit internationalen Wurzeln.

Die gesamte Sendung "Der Tag mit Ebru Taşdemir" können Sie hier nachhören:
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