Der Schriftsteller Helmut Krausser beschreibt seinen neuen Roman "Wann das mit Jeanne begann" in einem Satz: "Es geht im Kern um Liebesgeschichten, teilweise ganz blutige."

Eine der beiden Hauptfiguren ist Gertrude Clärenore Schmidt, sie ist seit hundert Jahren mit Jacek Wozniak verbandelt, der zweiten Hauptfigur des Romans. Grob umrissen kann man sagen: Beide sind über Jahrhunderte hinweg zusammen in der Geschichte unterwegs.

Jacek ist der vielleicht älteste weiße Mann auf Erden. "Die Ursprungsidee war es, ein ungleiches Paar auftreten zu lassen innerhalb einer Beziehung, die schon sehr lange andauert", berichtet der Autor: "Ich habe mir vorgestellt, was wäre eigentlich anders, wenn wir einen Weg finden könnten, 200 und mehr Jahre zu leben. Wir würden nicht aufhören zu lernen, uns sehr viel Wissen und Fähigkeiten aneignen. Anders als wir, die wir ja ab 60 sagen: 'Ab jetzt lohnt es sich nicht mehr.'"

Ein Strang der Handlung ist Jaceks Besessenheit von Jeanne d'Arc, dieser großen historischen Figur. Sein und Gertrudes Weg führt auf einer zweiten Spur auch zu Jeanne de Belleville, die es ebenfalls wirklich gegeben hat, die aber dem breiten Publikum nur wenig bekannt ist: Sie war eine blutrünstige Piratin. Kurz: Das Schicksal des Paares ist verwoben mit dem Schicksal der beiden historischen Frauenfiguren.

Der Schriftsteller Daniel Kehlmann, ein Freund Kraussers, hat über dessen neuen Roman einen langen, liebevollen Text in der "Zeit" geschrieben: "'Wann das mit Jeanne begann' ist ein Roman über die sterbende europäische Kultur in ihrer Herrlichkeit und Brutalität".

Krausser selbst stimmt dem zu und ergänzt: "Es ist die Geschichte eines sehr alten Paares, das nicht mehr lange zu leben hat. Es ist ein Roman über das Sterben des weißen, alten Mannes und ein Rückblick auf eine Kultur, die vor allem durch ihn geprägt wurde." Es sei ein "wilder Ritt durch die Magie der Jahrhunderte, ein Roman, den man erstmal auf die komische Art lesen kann. Und dann, vielleicht beim zweiten Lesen, tun sich die Metaebenen auf."