Waldbrände in Griechenland und Türkei

Die Klimakrise trifft uns alle

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Feuerwehrleute versuchen einen Waldbrand in einem Waldgebiet nördlich von Athen zu löschen.
Die Feuerwehrleute werden vielerorts in Griechenland den Waldbränden nicht mehr Herr © picture alliance / dpa / Angelos Tzortzinis
Ulrike Herrmann im Gespräch mit Jana Münkel · 07.08.2021
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Ein Ende der Waldbrand-Katastrophe am Mittelmeer ist nicht in Sicht. Besonders verheerend ist die Lage in Griechenland und in der Türkei. Vor der Klimakrise sei man nirgendwo mehr sicher, sagt die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann.
In Südeuropa und der Türkei brennen weiterhin zahlreiche Wälder. Besonders stark betroffen ist Griechenland. Auf der Insel Euböa wurden in der Nacht mehr als 1300 Menschen mit Fähren aus dem Küstenort Limni gebracht, weil es keine andere Fluchtmöglichkeit mehr gab.
Die Flammen hatten sich durch ein großes Gebiet von Pinienwäldern gefressen und das Meer erreicht. Die örtlichen Behörden sprechen von der größten Katastrophe auf der Insel seit 50 Jahren.
 Die taz-Journalistin Ulrike Herrmann 
Die Journalistin Ulrike Herrmann erwartet keine baldige Veränderung der Lage in Griechenland und in der Türkei. © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Angesichts dieser Entwicklungen erinnert die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann daran, dass das Wort "Klimawandel" viel zu harmlos sei und man eher von "Klimakrise" oder "Klimakatastrophe" sprechen sollte. Nur so werde klar, dass es um eine tödliche Bedrohung gehe.
Wenn man nach Griechenland blicke, sei erstmal kein Ende dieser Wetterlage in Sicht. "Die Vorhersagen für die nächsten zwei Wochen ist, dass es genauso heiß ist, also wird auch das Feuer nicht aufhören", sagt die Wirtschaftsredakteurin der Berliner "taz".
Griechenland und die Türkei lebten wirtschaftlich sehr stark vom Tourismus. Die türkische Regierung wolle die bisher 40 Millionen Touristen im Jahr noch auf 50 Millionen steigern. "Das wäre für die Türkei katastrophal, wenn die jetzt wegblieben." Dadurch würde die Arbeitslosigkeit steigen.

Die Klimakrise ist längst da

"Aber natürlich muss man sich klarmachen, dass wenn man die Klimakrise bekämpfen will, dass der Ursprung ist, dass die Menschen weltweit durch die Gegend jetten", sagt Herrmann. "Der Flugverkehr ist ein wesentlicher Treiber der Erderwärmung." Um den Anteil von CO2 zu reduzieren, müsse man eigentlich nicht nur aufhören zu fliegen, sondern auch Auto zu fahren.
Andererseits sei die Klimakrise längst da, deshalb sollte man sich an diese neue Welt anpassen. "Da stehen Griechenland und die Türkei vor enormen Herausforderungen", so Herrmann. Die wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine seien Tourismus und die intensive Landwirtschaft. "Beides verbraucht enorm viel Wasser." Angesichts von Dürre und Bränden werde das Wasser allerdings zunehmend knapp. "Das wird noch sehr hart für diese Länder."

Wie man bei den Hochwassern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gesehen habe, sei es eine irrige Vorstellung, zu glauben, man sei vor der Klimakrise anderswo sicher. "Es muss einem völlig klar sein, die gesamte Welt wird durch die Klimakrise existenziell getroffen", sagt Herrmann. "Das gilt auch für Deutschland." Deshalb sei es im Interesse aller, sich jetzt mal zu überlegen, wie man die Emmissionen von CO2 stoppt.
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© imago / fStopImages / Malte Müller

Ulrike Herrmann ist Wirtschaftsredakteurin bei der Berliner Tageszeitung "taz", für die sie seit 2000 arbeitet, zunächst als Leiterin der Meinungsredaktion und Parlamentskorrespondentin. Zu ihren Buchveröffentlichungen zählen: "Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam. Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen" (2013) und "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie oder Was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (2016).

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