Vom Scheitern der multikulturellen Gesellschaft
Das neue Buch der deutsch-türkischen Anwältin Seyran Ates "Der Multi-Kulti-Irrtum" ist eine fundierte Generalklage gegen solche Muslime, die meinen, dass die Frau ihr Besitz ist. Die Verantwortung für das kaum noch geleugnete Scheitern der Multikulti-Idee sucht sie auch bei den Deutschen. Sie plädiert nun für eine "transkulturelle" Gesellschaft.
Keiner möge bestreiten, es wäre sonst nämlich geschwindelt, dass beim Urteil über die Qualität eines Buches die freundlichen oder auch die unfreundlichen Voreingenommenheiten des Rezensenten in den Text einfließen. Im Fall der 1963 in Istanbul geborenen Juristin und jetzt wieder in Berlin als Anwältin tätigen Seyran Ates ist es ein rundum positives Vor-Urteil.
Das hat mit der Hochachtung vor dem Mut zu tun, den Frau Ates als Sprecherin der vielen von ihren Ehemännern unterdrückten Frauen türkischer Herkunft bewiesen hat. Ihr neues Buch "Der Multi-Kulti-Irrtum" ist eine fundierte Generalklage gegen solche Muslime, die meinen, dass die Frau ihr Besitz ist, über den sie ganz nach Laune wie über einen Gegenstand verfügen, die ihre Frauen also auch prügeln dürfen. Frau Ates wäre vor vielen Jahren von einem dieser "Ehrenmänner" beinahe umgebracht worden, weshalb sie sich, und das ist eine wahrlich groteske Situation in einem Rechtsstaat, zeitweilig verstecken musste. Schon auf den ersten Seiten lesen wir einen Satz, der einem Fazit des ganzen Buches gleichkommt:
"Jeder Verantwortliche in Deutschland, den wir heute nicht für den Kampf gegen die Parallelgesellschaften gewinnen können, wird dann versuchen, seine Hände in Unschuld zu waschen. Es gibt keinen logischen Grund, warum eine muslimische Parallelgesellschaft in Deutschland oder sonst auf dieser Welt anders funktionieren sollte als in Holland oder auch in Frankreich oder Großbritannien. Deshalb bin ich der Ansicht, dass uns in Deutschland die gleichen Zustände drohen wie in diesen Ländern. Es kann auch in Deutschland passieren‚ dass ein Islamkritiker auf offener Straße erstochen wird. Schon jetzt sind die Zustände mehr als alarmierend. "
Zu den muslimischen Frauen und Mädchen, mit und ohne Kopftuch, zu sogenannten Ehrenmorden, zu Zwangsheiraten, über die häusliche Gewalt sagt sie nur Wahres und Richtiges, auch über die irrwitzige und zugleich arrogante Meinung vieler ihrer Glaubensbrüder, dass die islamische Rechtsordnung, die Scharia, über dem Grundgesetz rangiert. Es ist gut, dass Frau Ates argumentiert, obwohl sie auch trefflich polemisieren kann. Es ist ihr gutes Recht, dass sie die Verantwortung für das kaum noch geleugnete Scheitern der Multikulti-Idee auch bei den Deutschen sucht.
Tatsächlich haben wir, als die ersten sogenannten Gastarbeiter kamen und kräftig dabei geholfen haben, unseren Wohlstand zu mehren, geglaubt, dass diese mehrheitlich als Hilfsarbeiter beschäftigten Türken mit dem Lohn für ihren vorbildlichen Fleiß nach ein paar Jahren in ihre Heimat zurückkehren würden. Auch die Eltern der Autorin haben das geglaubt. Doch wer wollte schon in die Armut Anatoliens zurückkehren?
Wir haben uns über Jahrzehnte geweigert, die Bundesrepublik als Einwanderungsland zu sehen. Und Ates hat abermals Recht: die Bonner Politik hätte sehr viel früher mit praktischer Hilfe für eine Integration reagieren müssen. Wären dann die Parallelgesellschaften verhindert worden? Vielleicht, doch sehr wahrscheinlich ist das nicht.
Die Polen, die in großen Scharen bereits Ende des 18. Jahrhunderts, meist als Bergarbeiter, ins Ruhrgebet eingewandert sind‚ haben sich fast mühelos integriert. Richtiger, sie haben sich assimiliert. Das Wort ‚assimiliert’ haben die Herolde von "Multikulti" und der "political correctness" als fast schon obszön verunglimpft. Schade nur, dass sich Ates gelegentlich von der Realität entfernt. Es stimmt, gewiss, dass es bis heute keine Klarheit über das Verhältnis von Muslimen und Christen zueinander gibt. Es scheint mir allerdings purer Euphemismus zu sein, wenn Ates schreibt:
" "Ich würde ihren Umgang miteinander salopp mit einer offenen Liebesbeziehung vergleichen, bei der die Partner sich nicht ganz binden, aber auch nicht von einander lassen wollen."
Das wäre ja schön. Der Leser meint zu spüren, dass sich die kluge und unverändert kampfesfreudige Autorin hier dem Wunschdenken ausliefert. Die vielfältigen Formen von Repression, ausgeübt durch muslimische Väter, Söhne und nun auch von den Enkeln der Großväter, werden kaum aufhören und werden auch künftig von den Imamen gerechtfertigt werden.
Der lateinische Spruch, Cicero hat ihn gebraucht, "Ubi bene, ibi patria" - mein Vaterland finde ich dort, wo es mir gut geht - gilt bis heute nur für eine beklagenswert kleine Minderheit der gebildeten Deutsch-Türken. Dass Multikulti ein Irrtum war und bleibt, das hat Ates überzeugend belegt. Heute plädiert sie für eine "transkulturelle" Gesellschaft. Ihr Schlusssatz heißt:
"Wir Erwachsenen müssen den Kindern das friedliche Zusammenleben der Kulturen und Religionen vorleben."
Glauben Sie, verehrte Autorin, dass Ihr Appell Widerhall finden wird?
Seyran Ates: Der Multikulti-Irrtum - Wie wir in Deutschland besser zusammenleben können
Ullstein-Verlag, Berlin 2007
Das hat mit der Hochachtung vor dem Mut zu tun, den Frau Ates als Sprecherin der vielen von ihren Ehemännern unterdrückten Frauen türkischer Herkunft bewiesen hat. Ihr neues Buch "Der Multi-Kulti-Irrtum" ist eine fundierte Generalklage gegen solche Muslime, die meinen, dass die Frau ihr Besitz ist, über den sie ganz nach Laune wie über einen Gegenstand verfügen, die ihre Frauen also auch prügeln dürfen. Frau Ates wäre vor vielen Jahren von einem dieser "Ehrenmänner" beinahe umgebracht worden, weshalb sie sich, und das ist eine wahrlich groteske Situation in einem Rechtsstaat, zeitweilig verstecken musste. Schon auf den ersten Seiten lesen wir einen Satz, der einem Fazit des ganzen Buches gleichkommt:
"Jeder Verantwortliche in Deutschland, den wir heute nicht für den Kampf gegen die Parallelgesellschaften gewinnen können, wird dann versuchen, seine Hände in Unschuld zu waschen. Es gibt keinen logischen Grund, warum eine muslimische Parallelgesellschaft in Deutschland oder sonst auf dieser Welt anders funktionieren sollte als in Holland oder auch in Frankreich oder Großbritannien. Deshalb bin ich der Ansicht, dass uns in Deutschland die gleichen Zustände drohen wie in diesen Ländern. Es kann auch in Deutschland passieren‚ dass ein Islamkritiker auf offener Straße erstochen wird. Schon jetzt sind die Zustände mehr als alarmierend. "
Zu den muslimischen Frauen und Mädchen, mit und ohne Kopftuch, zu sogenannten Ehrenmorden, zu Zwangsheiraten, über die häusliche Gewalt sagt sie nur Wahres und Richtiges, auch über die irrwitzige und zugleich arrogante Meinung vieler ihrer Glaubensbrüder, dass die islamische Rechtsordnung, die Scharia, über dem Grundgesetz rangiert. Es ist gut, dass Frau Ates argumentiert, obwohl sie auch trefflich polemisieren kann. Es ist ihr gutes Recht, dass sie die Verantwortung für das kaum noch geleugnete Scheitern der Multikulti-Idee auch bei den Deutschen sucht.
Tatsächlich haben wir, als die ersten sogenannten Gastarbeiter kamen und kräftig dabei geholfen haben, unseren Wohlstand zu mehren, geglaubt, dass diese mehrheitlich als Hilfsarbeiter beschäftigten Türken mit dem Lohn für ihren vorbildlichen Fleiß nach ein paar Jahren in ihre Heimat zurückkehren würden. Auch die Eltern der Autorin haben das geglaubt. Doch wer wollte schon in die Armut Anatoliens zurückkehren?
Wir haben uns über Jahrzehnte geweigert, die Bundesrepublik als Einwanderungsland zu sehen. Und Ates hat abermals Recht: die Bonner Politik hätte sehr viel früher mit praktischer Hilfe für eine Integration reagieren müssen. Wären dann die Parallelgesellschaften verhindert worden? Vielleicht, doch sehr wahrscheinlich ist das nicht.
Die Polen, die in großen Scharen bereits Ende des 18. Jahrhunderts, meist als Bergarbeiter, ins Ruhrgebet eingewandert sind‚ haben sich fast mühelos integriert. Richtiger, sie haben sich assimiliert. Das Wort ‚assimiliert’ haben die Herolde von "Multikulti" und der "political correctness" als fast schon obszön verunglimpft. Schade nur, dass sich Ates gelegentlich von der Realität entfernt. Es stimmt, gewiss, dass es bis heute keine Klarheit über das Verhältnis von Muslimen und Christen zueinander gibt. Es scheint mir allerdings purer Euphemismus zu sein, wenn Ates schreibt:
" "Ich würde ihren Umgang miteinander salopp mit einer offenen Liebesbeziehung vergleichen, bei der die Partner sich nicht ganz binden, aber auch nicht von einander lassen wollen."
Das wäre ja schön. Der Leser meint zu spüren, dass sich die kluge und unverändert kampfesfreudige Autorin hier dem Wunschdenken ausliefert. Die vielfältigen Formen von Repression, ausgeübt durch muslimische Väter, Söhne und nun auch von den Enkeln der Großväter, werden kaum aufhören und werden auch künftig von den Imamen gerechtfertigt werden.
Der lateinische Spruch, Cicero hat ihn gebraucht, "Ubi bene, ibi patria" - mein Vaterland finde ich dort, wo es mir gut geht - gilt bis heute nur für eine beklagenswert kleine Minderheit der gebildeten Deutsch-Türken. Dass Multikulti ein Irrtum war und bleibt, das hat Ates überzeugend belegt. Heute plädiert sie für eine "transkulturelle" Gesellschaft. Ihr Schlusssatz heißt:
"Wir Erwachsenen müssen den Kindern das friedliche Zusammenleben der Kulturen und Religionen vorleben."
Glauben Sie, verehrte Autorin, dass Ihr Appell Widerhall finden wird?
Seyran Ates: Der Multikulti-Irrtum - Wie wir in Deutschland besser zusammenleben können
Ullstein-Verlag, Berlin 2007

Seyran Ates: "Der Multikulti-Irrtum" (Cover-Ausschnitt)© Ullstein-Verlag