Vom Neubau lebt die Welt
Als einen „Spiegel des Lebens“ wollte Walter Gropius die Architektur verstanden wissen. Deshalb verwahrte sich der Bauhaus-Direktor gegen nostalgische Rekonstruktionen, „in denen ihnen eine Kultur vorgespiegelt wird, die längst entschwunden ist.“
Alfred Döblin gar, der in „Berlin Alexanderplatz“ das Herzstück einer dynamisch-brausenden Metropole beschrieb, gierte förmlich nach nagelneuen Städten und spottete: „Du jammerst doch nicht über deine alten Hosen, wenn sie morsch und kaputt sind, du kaufst neue, davon lebt die Welt.“
Nur sah diese ebenso neusachliche wie höchst modern glänzende Welt der roaring twenties nach 1945 plötzlich ganz anders aus. Die Geschichte in Form des Wunsches nach Fachwerkhäusern und Barockschlössern als Insignien einer guten alten Zeit trat auf den Plan, konstatiert der Architekturkritiker Manfred Sack:
„Die eine Ursache war zunächst der Zweite Weltkrieg mit entsetzlich vielen Ruinen in so vielen Ländern wie noch nie. Und die zweite Ursache war die gedankenlose, rüde Verhunzung der Moderne durch einen nur noch ökonomisch handelnden Funktionalismus. "
Die Kälte des „International style“ war es wohl auch, die als Gegenreaktion einen Trend zur Rekonstruktion auslöste: Dass es dabei mehr um „gefühlte“ Geschichte als um bauhistorisch verbürgte Repliken ging, beweist eine über die Maßen idyllische Fachwerkzeile am Frankfurter Römer ebenso wie das aufdringlich herausgeputzte Knochenhaueramtshaus in Hildesheim oder das aufwendig mit Stuck verzierte, weitab vom ursprünglichen Standort prächtig zusammengestückelte Leibniz-Haus in Hannover.
Mit einem „Denkmal“ im Wortsinne hat so etwas nichts zu tun. Darauf verwies bereits der Philosoph Günther Anders: „Nicht errichten sollte man Denkmäler, sondern Dinge als Denkmäler übernehmen.“ Damit meinte er zum Beispiel die Ruine der Berliner Gedächtnis- Kirche. Sie sei erst durch die Verwüstung zu „düsterer Größe“ gelangt.
Ob falsch oder „authentisch“, heute – fast drei Generationen später – zählt nur noch die nagelneue, gleichzeitig hemmungslos historisierende Fassade: In einer Art pervertierten Funktionalismus – außen kolossal, drinnen Kommerz – wird in den Nachbau des Braunschweiger Schlosses eine Shopping Mall einziehen.
Nur sah diese ebenso neusachliche wie höchst modern glänzende Welt der roaring twenties nach 1945 plötzlich ganz anders aus. Die Geschichte in Form des Wunsches nach Fachwerkhäusern und Barockschlössern als Insignien einer guten alten Zeit trat auf den Plan, konstatiert der Architekturkritiker Manfred Sack:
„Die eine Ursache war zunächst der Zweite Weltkrieg mit entsetzlich vielen Ruinen in so vielen Ländern wie noch nie. Und die zweite Ursache war die gedankenlose, rüde Verhunzung der Moderne durch einen nur noch ökonomisch handelnden Funktionalismus. "
Die Kälte des „International style“ war es wohl auch, die als Gegenreaktion einen Trend zur Rekonstruktion auslöste: Dass es dabei mehr um „gefühlte“ Geschichte als um bauhistorisch verbürgte Repliken ging, beweist eine über die Maßen idyllische Fachwerkzeile am Frankfurter Römer ebenso wie das aufdringlich herausgeputzte Knochenhaueramtshaus in Hildesheim oder das aufwendig mit Stuck verzierte, weitab vom ursprünglichen Standort prächtig zusammengestückelte Leibniz-Haus in Hannover.
Mit einem „Denkmal“ im Wortsinne hat so etwas nichts zu tun. Darauf verwies bereits der Philosoph Günther Anders: „Nicht errichten sollte man Denkmäler, sondern Dinge als Denkmäler übernehmen.“ Damit meinte er zum Beispiel die Ruine der Berliner Gedächtnis- Kirche. Sie sei erst durch die Verwüstung zu „düsterer Größe“ gelangt.
Ob falsch oder „authentisch“, heute – fast drei Generationen später – zählt nur noch die nagelneue, gleichzeitig hemmungslos historisierende Fassade: In einer Art pervertierten Funktionalismus – außen kolossal, drinnen Kommerz – wird in den Nachbau des Braunschweiger Schlosses eine Shopping Mall einziehen.