Preisexplosion befürchtet
Die Band "Free" gestaltete ihr Album wie einen Brief. Aber weder dieses noch andere dürfen nach den Plänen von Post und DHL ab Juli noch als Warenpost versendet werden - wegen der Größe. © picture alliance / Romain Fellens
Neue Versandregeln für Vinyl-Platten belasten Labels
06:12 Minuten
Die Deutsche Post verlagert im Sommer ihr Geschäft mit Warenpost zu DHL. Für Labels und Läden, die Vinyl-Platten verschicken, ist das eine schlechte Nachricht. Wenn alles so kommt wie angekündigt, explodieren die Versandkosten.
Die Deutsche Post stellt zum 1. Juli den Service Warenpost international ein. Statt ihrer soll dann die Beteiligung DHL diese Aufgabe übernehmen. Für Unternehmen aus der Musikbranche, die Vinyl-Platten per Post verschicken, hätte es verheerende Folgen, wenn das unter den anvisierten Regeln geschieht.
Der Preis für das Versenden einer einzigen Platte würde dann nämlich nicht mehr 5 Euro kosten, sondern mehr als das Dreifache. Das liegt an den Bestimmungen zur Größe dessen, was als Warenpost verschickt werden kann.
Der DJ und Plattenlabel-Betreiber Andy Vaz sagt dazu: "Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass man das Format ändert. Ins Nicht-EU-Ausland zahle ich 5 Euro glatt", sagt er. Bei Houseplatten, die nur eine einfache Hülle haben, schaffe er es derzeit, zwei Platten für 5 Euro zu verschicken. "Dasselbe würde dann ab 1.7. nur als Päckchen gehen – dann würde derselbe Service, dieselbe Schnelligkeit, für ein oder zwei Platten 15,90 kosten."
Die Platte passt nicht mehr
Der Knackpunkt ist also nicht das Gewicht, sondern die Abmessung. Die aktuellen Maße einer Warenpost, Größe S, sind bis zu 60 Zentimeter in Länge und Breite. Bei der Größe einer Schallplatte mit Hülle – ungefähr 32 Zentimeter mal 32 Zentimeter – lässt sich die Warenpost in dieser Größe also perfekt nutzen.
Ab 1. Juli., dann bei DHL, hat die Warenpost die Höchstmaße von 35 Zentimeter in der Länge und 25 Zentimeter in der Breite "Also: 25 Zentimeter in der Breite ist definitiv zu schmal, also muss die Platte dann als Päckchen verschickt werden", bringt Journalistin Gesine Kühne das Problem der Branche auf den Punkt. Genau genommen 15,89 koste der Transport einer Platte ohne Tracking also ab Juli statt zuvor 5 Euro. "Das ist mehr, als eine Maxi Vinyl kostet", sagt Kühne.
Während man bei der Post bereits mit fünf Warensendungen im Jahr Zugang zu dem Service habe, gelte das bei DHL erst ab 200. Auch beim Gewicht gebe es Änderungen.
Plattenhändler in der Bredouille
Für Plattenhändler seien die Änderungen extrem geschäftsschädigend, da viele Bestellungen aus dem Ausland kommen, erläutert Kühne, aber auch die Labels würden darunter leiden, da sie zum Teil direkt an die Musikliebhaber verkaufen würden.
Ein Kollege von Andy Vaz hat eine Petition auf change.org gestartet, die inzwischen knapp 8000 Unterschriften hat: "Da steht noch einmal ganz genau drin, wie sehr es das Geschäft aller Plattenhändler schädigen würde", fasst Kühne sie zusammen – und das in einer Zeit, in welcher die Branche schon unter der Pandemie extrem gelitten habe.
Die Petition enthält keine direkte Forderung, erklärt aber, dass die neuen Preise eine Existenzbedrohung für den Petitionsstarter seien. "Sie ist also ein Warnsignal, um in den Diskurs mit der DHL zu treten."
Bei der Post und DHL scheint das Problem auch schon angekommen zu sein. Andy Vaz paraphrasiert einen Servicemitarbeiter mit den Worten, er telefoniere nicht nur mit Vaz. "Wir hören das täglich, und das melden wir." Ob es allerdings gelöst wird, ist ungewiss.