Victoria Beckham und Sotheby's

Flirt mit den "Alten Meistern"

Die englische Sängerin und Celebrity Victoria Beckham bei einem Auftritt in Shanghai (China)
Macht eine Persönlichkeit wie Victoria Beckham Leonardo da Vincis Kunst kaufwürdiger? © dpa / Imaginechina / Zhou Jianzhong
Wolfgang Ullrich im Gespräch mit Gesa Ufer · 27.06.2018
Vom Spicegirl zur Spielerfrau, von der Modedesignerin zur Unternehmerin mit Flagshipstore in London. Nun engagiert das Auktionshaus Sotheby's Victoria Beckham als Werbebotschafterin für die Kunst der "Alten Meister". Ist das wieder ein großer Coup?
In ihrem Londoner Geschäft hing bislang eher zeitgenössische Kunst - zum Beispiel Arbeiten von Turner-Preisträger Martin Creed. Nun holt Victoria Beckham eine Auswahl von "Alten Meistern" in ihren Laden. Die Bilder von Malern wie Leonardo da Vinci oder Peter Paul Rubens sollen am 4. Juli 2018 bei Sotheby's versteigert werden. Nach Ansicht von Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich wollen die Auktionshäuser damit einen neuen Trend stiften:
"Nachdem sich die Sammlerinnen und Sammler in den letzten Jahren fast nur für zeitgenössische Kunst interessiert haben, will man vielleicht die Aufmerksamkeit auch mal wieder mehr Richtung alte Kunst richten. Deshalb sucht man hier nach Orten, auch nach Persönlichkeiten mit einem entsprechenden Image, um die alte Kunst auch ein bisschen aufregender erscheinen zu lassen."

Im Luxus-Milieu

Aber gibt es denn eine Schnittmenge zwischen den traditionellen Käufern "Alter Meister" und Victoria-Beckham-Fans? Wolfgang Ullrich erklärt die verblüffende Allianz zwischen teurer Kunst und Luxusmarke so:
"Man hat hier gezielt Gemälde ausgesucht für die Show in dem Flagshipstore: Porträts, wo die Figuren besonders opulent gekleidet sind. Wo man auch deutlich machen kann, dass es immer schon um dieselben Themen ging, wo man letztlich auch den heutigen Kunden einer Luxusmarke den Eindruck geben möchte, dass sie in einer aristokratischen Tradition stehen, die über viele Jahrhunderte reicht."
Er könne allerdings nicht erkennen, dass alte Kunst damit wieder eine andere Bedeutung bekäme, sagt Ullrich, und verweist dagegen auf das aktuelle Musikvideo von Beyoncé und Jay Z, das im Louvre aufgenommen wurde:
"Das halte ich für sehr viel interessanter und relevanter als diese Werbeaktion von Sotheby's und Victoria Beckham, weil es auch eine sehr politische Arbeit ist. Im Grunde geht es hier auch darum, wie sich Nicht-Weiße zum westlichen, weißen, kunstgeschichtlichen Kanon verhalten. Und wenn man sich dieses Video genau anschaut, dann entdeckt man sehr viele Botschaften, die ein klares Bild ergeben."
Es gelinge den beiden Musikern, in ihrem Video auf viele Werke im Louvre zu verweisen, in denen Schwarze eine wichtige Rolle spielen und damit den Blick auf etwas zu lenken, was vielen bisher entgangen sei, lobt Ullrich.

Muse oder Influencerin

Während Sotheby's Victoria Beckham als Muse bezeichnet, nennt sie die "Financial Times" eine Influencerin. Muse ist für den Kunsthistoriker "der hochtrabende Begriff für dasselbe Phänomen".
(cosa)
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