Victor Klemperers Nachkriegstagebücher (2/4)

"Ich lebe wie eine Lilie auf dem Felde" - August 1945

Blick auf das Grab von Eva und Victor Klemperer in Dresden. Die 1995 erschienenen Tagebücher "Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten" von Victor Klemperer gelten als eine der eindrücklichsten Schilderungen des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945.
Blick auf das Grab von Eva und Victor Klemperer in Dresden. © picture alliance / dpa / Matthias Hiekel
Gelesen von Gerry Wolf · 12.07.2015
Die neue Zeit weckt in Victor Klemperer keine Begeisterung. Er sitzt in seinem Haus in Dölzschen und ist müde. Niemand, glaubt er, kümmert sich um ihn, seine berufliche Zukunft ist unsicher. Düster ahnt Klemperer, dass er möglicherweise keine Chance haben wird, wieder zu forschen.
Herzbeschwerden quälen ihn und der Hunger. Immerhin gibt es die Schwerarbeiterkarte, die Nachbarn und Eva, die dem Garten viel abringt. Aber bedrückender als der Hunger ist die "Gesamtsituation".
Klemperer liest in den Tagebüchern der letzten Jahre und seinen Aufzeichnungen zur Sprache des Dritten Reiches. Die kommunistische Zeitung und das Radio lassen ihn an das Vierte Reich denken.
Dann lädt man ihn nach Dresden ein. Erstaunt bemerkt Klemperer, dass manch alter Bekannter wieder auftaucht, als sei nichts gewesen. Und er bemerkt erstaunt, dass man ihn als großes Tier betrachtet.
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(Deutschlandradio Kultur, Literatur, 05.07.2015)