"Verrückt nach Trost" in Salzburg

Die Sehnsucht nach Erlösung

10:50 Minuten
Die Schauspieler André Jung, Ursina Lardi, Devid Striesow und Sebastian Blomberg (v.li.) auf der Bühne in einer Szene des Stücks "Verrückt nach Trost".
Lustbetont und spielwütig: André Jung, Ursina Lardi, Devid Striesow und Sebastian Blomberg (v.li.) in "Verrückt nach Trost". © Salzburger Festspiele / Armin Smailovic
Sebastian Blomberg im Gespräch mit Janis El-Bira · 06.08.2022
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Die Salzburger Festspiele zeigen das neue Stück des großen Theater-Einzelgängers Thorsten Lensing. Zum ersten Mal inszeniert er einen eigenen Text. Das Stück sei eine Parabel über das Leben und das Theater, sagt der Schauspieler Sebastian Blomberg.
Abseits der großen Stadt- und Staatstheater inszeniert der Theatersolitär Thorsten Lensing seine Stücke als freie Produktionen - und das höchst erfolgreich seit Mitte der 90er-Jahre. Die Salzburger Festspiele zeigen nun sein neues Stück "Verrückt nach Trost".
Zum ersten Mal inszeniert Lensing einen eigenen Text. Darin gehe es um Linderung und Trost nach Schmerzen und Verwundungen und die Sehnsucht nach Erlösung, sagt Schauspieler Sebastian Blomberg, der genau wie seine Mitspieler gleich mehrere Rollen in dem Stück übernimmt.

Existenzieller Vorgang auf der Bühne

Die Eltern der beiden Hauptfiguren - Bruder und Schwester im Kindesalter - sind gestorben. Die Kinder versuchen nun den Verlust zu überwinden, indem sie selbst ihre eigenen Eltern spielen. In ihnen hat sich die Vorstellung festgesetzt, dass diese dadurch fortlebten. "Das ist ein sehr existenzieller Vorgang auf der Bühne und gleichzeitig eine Theaterparabel darüber, dass wir, solange wir spielen, am Leben sind. Das klingt sehr pathetisch, aber da ist etwas Wahres dran."

Thorsten Lensings Text sei gespickt mit klugen Sätzen und habe literarische Qualität, sagt der Kritiker Martin Pesl. Er scheine das Publikum in ein Wunderland werfen zu wollen, aus dem man Weisheit für das eigene Leben schöpfen könne. Die Schauspieler agierten in ihren verschiedenen Rollen phänomenal und wahnsinnig komisch. Grenzenlose Fantasie und entfesseltes Spiel prägten den Abend, der aber nie über das Verträumt-Poetische und die Feier der Schauspielkunst hinausgehe.

Ursina Lardi und Devid Striesow in einer Szene im Stück "Verrückt nach Trost".
Die Kinder Charlotte und Felix (Ursina Lardi und Devid Striesow) wollen durch Spiel den Verlust ihrer Eltern verarbeiten.© Salzburger Festspiele / Armin Smailovic

Es habe ungeheuren Spaß gemacht, in die verschiedenen Charaktere hineinzuschlüpfen, sagt der Schauspieler Devid Striesow . Das liege auch daran, dass das Theater des Regisseurs Thorsten Lensing zwar von Menschen mit ihren Ängsten und Nöten erzähle, aber immer sehr von Liebe getragen sei und man das auf der Bühne und im Publikum merke.

Regisseur Thorsten Lensing arbeitet sehr oft mit denselben Schauspielerinnen und Schauspielern. Auch dieses Mal habe er eine klare Vorstellung gehabt, mit wem er zusammenarbeiten wollte und weil er keine Lust gehabt habe nach einem "passenden" Stück zu suchen, habe er er nun eins speziell für diese Menschen geschrieben, sagt Blomberg.

Ein Theater des Vertrauens

"Das ist also sowohl Huldigung als auch Pragmatismus und dann auch noch die Lust daran, die nächste Stufe zu erklimmen, also sich zu den Schauspielern als Autor zu verhalten und ihnen was auf den Leib zu schreiben. Wir haben dann quasi die Katze im Sack gekauft, weil wir den Text im Voraus ja nicht kannten. Sowas geht nicht in jeder Konstellation, da braucht man ein gehöriges Stück Vertrauen", so Blomberg.
Die Arbeit daran sei sehr affektiv, lustbetont und spielwütig gewesen. "Das war eine extrem stressfreie, lustvolle und im positiven Sinne auch beknackte Zeit, die wir miteinander verbracht haben."
(rja)
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