Veröffentlichung des Strache-Videos

Nachvollziehbar, aber moralisch fragwürdig

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Das Bild zeigt den FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache, wie er gerade seinen Rücktritt vom Amt des Vizekanzlers verkündet.
Vorläufiges Ende einer politischen Karriere: Heinz-Christian Strache verkündet seinen Rücktritt. © imago images / Viennareport / Leopold Nekula
Ferda Ataman im Gespräch mit Anke Schaefer · 20.05.2019
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FPÖ-Mann Heinz-Christian Strache wurde in eine Falle gelockt, ein Video klärt uns darüber auf, wes Geistes Kind er ist. Doch auch die Fallensteller haben sich nicht gerade moralisch verhalten. Ein Gespräch über die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt.
Das politische Erdbeben in Österreich gibt es nur, weil jemand Heinz-Christian Strache, den inzwischen ehemaligen Vizekanzler und FPÖ-Chef, in die Falle gelockt hat. Es reichten eine angeblich reiche, blonde und junge Frau, Red Bull und offenbar jede Menge Alkohol, um Strache dazu zu bringen, die Maske fallen zu lassen. Er selbst findet das entstandene Video "peinlich", spricht zugleich aber auch von einem "gezielten politischen Attentat".
Strache, das Opfer? Zumindest ist das Zustandekommen des Videos fragwürdig. Natürlich darf man – rechtlich betrachtet – nicht einfach jemanden heimlich filmen, geschweige denn das Material anschließend veröffentlichen. Aber was ist mit der rein moralischen Perspektive? Soll man bewusst das Gesetz brechen, um extremes Fehlverhalten von politischen Entscheidungsträgern aufzudecken?

Die Intention des Videos ist nachvollziehbar

Die Journalistin Ferda Ataman pendelt in ihrem Empfinden zwischen unentschieden und ja. "Illegal geht nicht. Das ist so", sagte sie im Deutschlandfunk Kultur. Aber trotzdem sei das Video jetzt da. Die Intention, das Video aufzuzeichnen, könne sie schon verstehen, betonte die Autorin.
"Wenn jemand so etwas Krasses sagt, dann ist für mich der Kontext schon fast egal", sagte Ataman in Anspielung auf Straches Überlegungen im Video, Wahlkampfhilfe für seine Partei mit Staatsaufträgen zu belohnen. Offen passiere es ja nun mal nicht, dass "jemand die Republik verschachert", sagte Ataman.
"Ich glaube, dass die Moralfrage sich dann noch mal stellen wird, wenn wir wissen, wer das Video gemacht hat und wem, wann und wie zugespielt hat", betonte sie.
(ahe)
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