Verlagswesen

Buchpreisbindung passt nicht zum E-Book-Markt

Ein E-Book-Reader liegt auf einem aufgeschlagenen Buch
Ein E-Book-Reader liegt auf einem aufgeschlagenen Buch © picture alliance / dpa / Thomas Eisenhuth
Von Kolja Mensing · 03.02.2016
Das Bundeskabinett schreibt die Preisbindung auch für E-Books gesetzlich fest. Innovativ ist das überhaupt nicht, meint Kolja Mensing. Die Preisbindung schaffe nur einen sehr engen Rahmen für ein Produkt, das ohne Rahmen besser dran wäre.
Die Branche freut's natürlich: Der Börsenverein wiederholt seit Jahren gebetsmühlenhaft, dass feste Ladenpreise der Garant für eine intakte Buchhandelslandschaft sind und das "Kulturgut Buch" schützen.
"Kulturgut Buch": Hinter dieser Formulierung verbirgt sich eine fein abgestimmte Doppelargumentation aus ökonomischem Kalkül und kulturellem Pathos. Die Buchpreisbindung sorgt dafür, dass Verlage und Buchhändler mit Bestsellern tatsächlich richtig viel Geld verdienen und so – so wird es auf jeden Fall immer behauptet – ihre vielen schönen, kleinen und irgendwie kulturell superwertvollen Bücher quer subventionieren.
Nur: Passt dieses System auch zum E-Book-Markt? Oder – wenn man schon kulturell argumentieren will – passt es eigentlich zur E-Book-Kultur?
Das E-Book ist ein Medium, das in Bewegung ist. Es reicht eine halbe Stunde Fahrt im öffentlichen Nahverkehr zur Stoßzeit, um das verstehen: Die Reader – Kindle, Tolino, etc. – die uns mit ihren Lederimitathüllen jahrelang als Simulation des gedruckten Buches verkauft wurden, sind im Rückgang begriffen.
Das Smartphone übernimmt
Statt dessen übernehmen die Smartphones. Hier wird geklickt, gescrollt und test-gelesen, und es spricht wenig dafür, dass es das gute, alte E-Book, so wie wir es ja auch erst seit einigen Jahren kennen, in dieser Form in fünf oder zehn Jahren noch geben wird.
Wer Bücher mag, die gut in der Hand liegen und das Auge erfreuen, der wird vermutlich in der Gutenberg-Galaxis bleiben und weiter gedruckt lesen. Wer Krimis, Science-Fiction oder Romance stapelweise verschlingt, wird dagegen vermutlich auf digitale Flatrates umsteigen – definitiv kein Fall für die Preisbindung. Kochbücher und Reiseführer werden nach und nach durch Portale ersetzt, die möglichweise Geld kosten werden, aber sicher ohne gesetzlich geregelten Festpreis.
Und vielleicht passieren sogar noch ein paar richtig aufregende Dinge, die mit Elektrizität und Büchern zu tun haben. Das fällt dann unter das auch unter Politikern beliebte Stichwort "Innovation".
Nur: genau das – innovativ – ist die gesetzliche Festschreibung der Buchpreisbindung für E-Books eben nicht. Sie schafft einfach einen sehr engen Rahmen für ein Produkt, das ohne Rahmen besser dran wäre.
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